Schreibstil, der mitfühlen lässt
„Das Haus der Türen“ von Tan Twan Eng ist ein ruhiger, nachdenklicher Roman, der mich mit seiner dichten Atmosphäre und seinem feinen Gespür für Zwischenmenschliches überzeugt hat. Die Geschichte spielt im kolonialen Malaysia der 1920er Jahre und entfaltet sich langsam, aber sehr eindrucksvoll. Besonders die Hauptfigur Lesley hat mich fasziniert – eine Frau, die zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, persönlicher Vergangenheit und moralischen Entscheidungen hin- und hergerissen ist. Die Begegnung mit dem Schriftsteller Somerset Maugham bringt vieles in Bewegung, nicht nur in der Handlung, sondern auch im Inneren der Figuren. Tan Twan Eng schreibt sehr präzise und elegant, ohne große Effekte, aber mit nachhaltiger Wirkung. Das abwechselnde Einnehmen der unterschiedlichen Perspektiven der beiden Hauptfiguren baut eine tolle Spannung auf und ermöglicht es, bereits „erlebte“, gelesene Momente aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Dies intensiviert die Bindung des Lesers zur Geschichte der beiden Hauptfiguren. Ein lesenswertes Buch für alle, die literarische Tiefe und leise Töne schätzen.