Freundschaft, Wärme und kleine Wunder

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„Das Haus mit der kleinen roten Tür“ von Grace Easton ist eines dieser Bilderbücher, das mich gleich beim ersten Durchblättern berührt hat. Nicht nur wegen der liebevollen Illustrationen, sondern wegen der stillen, warmen Geschichte, die sich darin entfaltet. Es ist ein Buch, das sich Zeit nimmt. Zeit für Gefühle, für kleine Gesten, für das, was zwischen den Zeilen passiert. Und genau das macht es so besonders!

Im Mittelpunkt steht Olivia, die allein in einem großen Haus lebt. Es ist ruhig dort, eigentlich schon fast zu ruhig. Als ein Schneesturm den alten Baum im Garten zerstört, verliert die kleine Maus ihr Zuhause. Olivia versucht, ihr zu helfen. Sie bietet ihr verschiedene neue Behausungen an, darunter eine Teekanne und eine Kuckucksuhr. Aber nichts fühlt sich richtig an. Erst als Olivia ihr ein Plätzchen in ihrem eigenen Haus anbietet, entsteht etwas, das über ein Dach über dem Kopf hinausgeht: eine echte Freundschaft!

Ich finde, die Geschichte trifft einen Nerv, gerade in einer Zeit, in der Rückzug und Einsamkeit viele Kinder (und Erwachsene) beschäftigen. Sie erzählt ganz leise davon, wie wichtig es ist, gesehen zu werden und wie schön es ist, jemanden willkommen zu heißen. Dabei bleibt sie kindgerecht und zugänglich, ohne je kitschig zu werden.

Was das Buch zusätzlich auszeichnet, sind die stabilen Klappen, hinter denen sich kleine Miniaturwelten verbergen. Beim Öffnen entdeckt man beispielsweise, wo die Maus sich mal wieder versteckt hat oder was in der Kuckucksuhr verborgen liegt. Die Klappen laden zum Entdecken ein und machen das Buch zu einem echten Erlebnis.

Die Illustrationen sind zart, nostalgisch und voller Wärme. Man spürt Grace Eastons Hintergrund als Illustratorin und Geschichtenerzählerin. Die Bilder wirken wie aus einer anderen Zeit, ohne altmodisch zu sein. Sie schaffen eine Atmosphäre, in der man sich geborgen fühlt.

Was ich mir noch gewünscht hätte: Vielleicht ein kleiner Ausblick am Ende, wie das gemeinsame Leben der beiden weitergeht. Aber vielleicht ist gerade das offene Ende Teil des Zaubers, denn es lässt Raum für eigene Gedanken und Gespräche mit dem Kind.