Tolle Sprache aber wenig Spannung

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litera Avatar

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Selten habe ich mich so schwer getan, zu einem Fazit über ein Buch zu kommen. Das große Können dieses Autors steht für mich außer Frage. Ich liebe seine Sprache, die Art und Weise, wie er die Dinge betrachtet. Der betagte Ich-Erzähler nimmt gekonnt Wendungen in seiner Retrospektive der Ereignisse und kokettiert schelmisch damit. Man wähnt sich an einem Lagerfeuer in gemütlicher Runde, eine Flasche Whisky zur Hand und hört den Erinnerungen dieses Menschen zu. Eine sehr feinfühlige Art, die Eigenheiten dieser irischen Region und deren Menschen zu porträtieren, eine sehr weise Art Parallelen zu heute zu ziehen.
Ein riesiges Lob an die Übersetzerin an dieser Stelle! Phantastisch gibt sie das Englische wieder, in einer so schönen, poetischen Sprache, als hätte sie das Buch selbst geschrieben.
Es ist ein sehr ruhiges Buch, tatsächlich mehr ein detailverliebtes, liebevolles, weises Porträt als eine wirklich fesselnde Handlung. Und dies ist der Grund, weshalb ich es nur in Etappen lesen konnte, weil die Spannung nach einer Weile fehlte. Doch nahm ich dann später das Buch wieder zur Hand, konnte ich mit Genuss eine Weile weiter lesen. Es ist ein gemütliches Buch für verträumte Genießer der Sprache.