Ueber Verlust und Trauer - über Freundschaft und Liebe

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In einem Moment ist Pearls Leben noch in Ordnung, im nächsten Moment steht sie vor den Scherben ihrer Existenz. Ihre Mutter stirbt bei der Geburt ihrer kleinen Schwester Rose, der Ratte, und Pearl stürzt in einen Zustand aus Schock, Ungläubigkeit und Wut. Sie ist wie betäubt in Anbetracht der Endgültigkeit des Todes. Rose lebt, ihre Mutter nicht. Pearl stößt ihre Umwelt von sich, lässt niemanden an sie heran und ihre Trauer frisst sie von innen heraus auf. Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb erzählt die Geschichte vom unerwarteten Tod eines geliebten Menschen und wie unterschiedlich Menschen mit dem Verlust umgehen.

Die Ungerechtigkeit des Lebens

Es ist ein schwieriges Thema, mit dem sich die Autorin Clare Furniss befasst, denn der Tod ist eine Endgültigkeit, mit dem sich die Hinterbliebenen nur schwer anfreunden können. Genau wie ihre Protagonistin Pearl, die sich so von allen anderen abkapselt und in ihrer eigenen Welt der Trauer, der Dunkelheit und der Selbstbestrafung lebt. Immer wieder begegnet sie dabei ihrer Mutter, die ihr Lebensmut zurückgeben will, die ihr zeigt, dass der Tod nicht das Ende ist. Ihr Geist ist wie ein frischer Wind, der immer wieder in die Traurigkeit des Todes eindringt und Hoffnung gibt.

Hoffnung in einer emotionalen Bergabfahrt. Die Wut und die Verzweiflung, welche Pearl immer wieder erfasst, strömen regelrecht durch die Worte des Textes und jedes verzweifelte Gefühl dringt bis zum Leser durch und wird – auch wenn er weiß, dass Pearls Reaktionen völlig überzogen und manchmal sogar unangebracht sind – auf ihn übertragen. Mit jedem Satz der Geschichte begibt man sich nicht nur auf den Weg der Handlung, sondern auf den Weg eines Gefühlsrausches.

Familiengeheimnisse & die Fehlinterpretation der Wirklichkeit

Während Pearl in ihrer tiefen Trauer und der unbändigen Wut alle um sich herum wegstößt, ihre Umwelt und die Beweggründe der Menschen um sie herum vollkommen falsch deutet und sich in eine dunkle Welt zurückzieht, in welcher sie sich selbst bestraft, geht das Leben der Menschen um sie herum weiter. Ihr Stiefvater versucht verzweifelt die Familie zusammenhalten, pendelt zwischen Arbeit, Krankenhaus (wo Rose liegt) und Zuhause hin und her. Er lebt um des Lebens Willen und um der Menschen, die noch da sind.

Clare Furniss beschreibt in ihrem Buch aber nicht nur die Trauer Pearls, sondern erzählt von Familiengeheimnissen, die bis zum Tod ihrer Mutter nicht ans Licht gekommen sind. Jede Medaille hat zwei Seiten und so auch die Geschichten, die sich ereigneten, als Pearl geboren wurde. Warum zum Beispiel war die Mutter ihres Stiefvaters nie zu Besuch? Sie erzählt von Freundschaft und Liebe und dass man die Hilfe, die notwendig ist, oftmals dort findet, wo man sie nicht erwartet – aber nur, wenn man diese Hilfe auch gewillt ist anzunehmen.
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