Wohin mit dem Schmerz?

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mel.e Avatar

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" **Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb**" erzählt die Geschichte von Pearl, deren Mutter völlig unerwartet verstarb und sich nun zurechtfinden muss im Leben ohne mütterlichen Beistand. Vielleicht kommt Pearl hin und wieder sehr zickig rüber, aber wenn man ganz tief blickt, erkennt man eine zutiefst verletzte Seele, die sich neu ordnet und dabei einfach um sich schlagen muss. Dass dabei Freunde und Familie verletzt werden, sieht Pearl nicht, denn sie ist in ihrer Trauer gefangen. Es ist oft schwierig Sympathie für Pearls zu empfinden, da sie uns als Leser nicht unbedingt durch ihr Verhalten auf ihre Seite zieht, dennoch habe ich gewisses Verständnis, da ja nun tatsächlich ihre Welt komplett aus den Fugen geraten ist. Pearl fühlt sich alleine gelassen mit neuer Schwester, einem Stiefvater und dessen Mutter. Granny selbst hatte wenig Kontakt zu Pearl und nach und nach kommt heraus, warum fast schon Feindschaft zwischen Granny und Pearls Mum geherrscht hat. Pearl muss erkennen lernen, dass ihre Mutter nicht perfekt war und auch einiges an Fehlern gemacht hat, die sich jetzt nach ihrem Tod offenbaren und Pearl noch mehr verwirren. Hier kommt ganz klar zum Vorschein, dass wir Menschen oft auf ein Podest stellen und sie urplötzlich fehlerfrei sind.

" **Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb**" zu lesen, war eine ganz bewusste Entscheidung, denn nachdem ich vor einigen Jahren meinen Großvater beim Sterben begleitet habe, kam ich umgekehrt zu der Frage des Buchtitels, warum die Welt sich weiterdreht, obwohl ein Mensch diese gerade verlassen hat. Dieses Gefühl aus dem dunklen Krankenhauszimmer in die Sonne zu blicken und festzustellen, dass für andere die Welt eben nicht stehengeblieben ist, werde ich niemals im Leben vergessen. Die Story des Buches ist eine ganz andere, als die, die ich erfahren habe und vielleicht sogar noch erfahren werde, aber sich mit dem Tod eines geliebten Menschens auseinanderzusetzen ist einfach hart und für Pearl die ja auch noch sehr jung ist, doppelt schwer, da nun noch Eifersucht auf ihre Schwester Rose hinzukommt. Würde Mum noch leben, wenn es Rose nicht geben würde? Liebt Dad mich immer noch genauso, wie er Rose liebt oder ersetzt sie mich nun? Anstatt sich zu öffnen, verschließt sich Pearl immer mehr und ehrlich gesagt schadet sie damit sich selbst sehr. Pearl kann einfach nicht loslassen, bzw. sich eingestehen, dass ihre Mutter fort ist, gestorben und begraben und nicht mehr in ihrem Leben integriert.

Dieses Buch zu lesen, war keine leichte Kost, dennoch fand ich es wunderschön, da es auch ausdrückt, dass der Schmerz vielleicht nie vergeht, die Erinnerungen bleiben und man doch schafft zu überleben. Pearl hat wunderbare Menschen an ihrer Seite und hätte sie sich nicht verschlossen, wäre es ihr schon viel, viel früher aufgefallen. Schmerz und Trauer überschatten die Story, wobei dieses nicht überfordert, sondern auch ein klein wenig zum Nachdenken anregt und eben auch nicht oberflächlich geschrieben sind. Pearls Emotionen sind auf jeden Fall sehr authentisch wiedergegeben und lassen mich zwar als Leser vermehrt den Kopf schütteln über Pearls Reaktion, aber auf der anderen Seite erleben wir auch ganz, ganz viel Schönes, da das wahre Leben ja nun tatsächlich nicht immer von der Sonnenseite geprägt wird. Es wird definitiv immer Schattenseiten haben und diese können uns natürlich auch komplett überrumpeln und uns emotional zu Eisblöcken erstarren lassen. Es liegt immer an uns wie wir uns verhalten und ich wünsche mir Menschen an unserer Seite, die uns lieben, durchtragen und auch vergeben, wenn wir völlig die Kontrolle verloren haben.

Ein glaubhaftes und emotionales Buch, welches mir wirklich nah ging, dennoch konnte ich mich gut auf die Aussage des Buches einlassen und mich trotzdem wohlfühlen.

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