Ein Leben in Moll

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Constanze Neumann lässt uns am Leben eines kleinen Mädchens teilhaben, das mit sechs Jahren die DDR verließ. Wir begleiten sie durch ihre Kindheit, Jugend und streifen nur kurz das Erwachsenenalter. Wir erfahren auch viel über das Elternhaus des Mädchens. Was macht es mit einem Vater, der in der DDR wegen versuchter Republikflucht im Gefängnis saß und der später im Westen Probleme hat einen Arbeitsplatz zu finden? Einem korrekten Mann, der mit der Lockerheit der Aachener zurechtkommen soll. Wie ergeht es einer Mutter, die ihr Kind bei der Großmutter zurücklassen muss, weil sie selbst im Gefängnis ist und dort schwer erkrankt? Die Autorin schreibt distanziert, manchmal fast wie in einem Bericht und dennoch ließ mich das Erzählte nicht kalt - ganz im Gegenteil. Ich konnte die Eigenarten der Protagonisten durch ihr Erlebtes sehr gut nachvollziehen. Auch dieses Gefühl nicht zu wissen wohin man den nun gehört. Ist das „wir“ ein ostdeutsches „wir“ oder ein westdeutsches? Die Protagonistin blieb mir trotz der Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle immer ein Stück fremd. Die Distanz hielt bis zum Schluss an. Das Ende ist auch mein Kritikpunkt. Das ging mir zu schnell und war zu lückenhaft. Ich blieb etwas ratlos zurück und hatte das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Schade, denn bis zum Epilog war es ein sehr gutes Buch für mich. Die Sprecherin Vera Teltz hat einen tollen Job gemacht und der Geschichte nochmal eine besondere Note verliehen.