Leben in zwei Welten

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sophie h. Avatar

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Constanze ist in der DDR geboren. In Leipzig, um genau zu sein. Ihre Eltern träumen von einem Leben im Westen. Ein Fluchtversuch soll diesen Traum wahr werden lassen. Der erste Versuch wird abgebrochen, beim zweiten Versuch werden sie an der Grenze erwischt. Die Eltern landen für Jahre im Gefängnis, Constanze kommt ins Kinderheim. Doch Constanze hat Glück: Sie wird nach wenigen Wochen von ihrer Großmutter abgeholt und lebt fortan bei ihr in Leipzig. Und auch ihre Eltern haben Glück: Sie werden von der BRD freigekauft und dürfen in den Westen übersiedeln. Es dauert Jahre, bis Constanze zu ihnen ziehen darf.
Aber im Westen ist auch nicht alles besser. Der Vater bekommt als Direktor einer Musikschule eine gut bezahlte Stelle. Die hat er auch bitter nötig, weil der gescheiterte Fluchtversuch große Schulden hinterlassen hat. Die Mutter, eine sehr begabte Geigerin, ist im Gefängnis schwer erkrankt. Sie tut sich sehr schwer mit dem Leben und kann auch nicht mehr ihre heißgeliebte Geige richtig spielen. Der Vater, der eigentlich glücklich mit seinem Leben sein sollte, hadert mit dem Unverständnis seiner neuen Landsleute. Auch mit dem Fall der Mauer bleibt das Leben für alle schwierig.
Constanze Neumann hat einen sehr angenehmen Erzählstil. Es fällt leicht, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen. Die Kapitel sind angenehm kurz, sodass man gut eine Lesepause einlegen könnte, wenn man denn das Buch aus der Hand legen mag. Ich habe es regelrecht verschlungen. Obwohl ich dachte, dass ich schon sehr viel weiß über das Leben in der damaligen DDR, habe ich noch Neues erfahren. Und auch das Verständnis meinen Nachbarn gegenüber, die ebenfalls aus Leipzig stammen, ist gewachsen. Es ist schon erstaunlich, wie sehr man in den ersten Lebensjahren für das ganze Leben geprägt wird. Von mir eine klare Leseempfehlung!