Stark!

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Constanze Neumanns Roman "Das Jahr ohne Sommer" ist autobiographisch geprägt. Sie erzählt die die Geschichte einer kleinen Familie, deren Fluchtversuch aus der DDR nach Westdeutschland Mitte der 70er Jahre misslingt. Die Eltern landen im Gefängnis, die 3-jährige Tochter kommt ins Kinderheim, später dann zur Großmutter in Leipzig. Nachdem die Eltern einige Zeit später von der BRD freigekauft werden und die DDR verlassen dürfen, können sie ihre mittlerweile 5-jährige Tochter endlich wieder zu sich holen. Die Autorin bedient sich einer sehr sachlichen, unemotionalen Sprache. Alle Ereignisse werden in klaren, knappen Worten erzählt, was ich als sehr passend empfunden habe, denn die Autorin erzählt von lebenslanger Traumatisierung durch die Flucht, von innerer Zerissenheit und Heimatlosigkeit und von dem Gefühl, nirgendwo so richtig dazu- oder hingehört zu haben. Das hätte durch eine zu gefühlslastige Sprache womöglich selbstmitleidig und jammernd geklungen, was sicherlich nicht die Absicht der Autorin war. Der Roman hat mich begeistert und ich empfehle ihn für alle, die gerne Romane mit zeitgeschichtlichem Hintergrund lesen.