Zerrissen zwischen Ost und West

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Zerrissen zwischen Ost und West
Was das Leben in der DDR bedeutete ist sicherlich einigen Westdeutschen und besonders vielen Jugendlichen gar nicht bewusst. Umso wichtiger erscheint das neue Buch von C. Neumann, die als Ich-Erzählerin ihre Kinderjahre beschreibt und von dem neuen, ungewohnten Leben in der BRD berichtet.
Ein Jahr ohne Sommer ist keine schöne Vorstellung. Jedoch erlebt das sechsjährige Mädchen eine solche Zeit erst kurz im Kinderheim und dann bei der Großmutter, nachdem die Eltern bei der Flucht aus der DDR gefasst wurden und eineinhalb Jahre im Gefängnis verbrachten, bis sie freigekauft wurden.
Das neue Leben, das sich die Familie in Aachen aufbaut, ist auch nicht leicht. Die Autorin berichtet sehr sachlich und relativ emotionslos von den schweren Anfängen im Westen.
Die Rheinländer haben eine ganz andere Mentalität als die Menschen „drüben“. Der Dialekt, das Schulsystem und die Leichtigkeit und Unbeschwertheit der Menschen werden angeführt. Jedoch im Drei-Länder-Eck gibt es keine Passkontrolle beim Grenzübertritt, „das ist Freiheit“!
Reisefreiheit gab es nicht in der DDR, Kinder von Akademikern durften nicht studieren, Hauswarte kontrollierten und bespitzelten Besucher, Südfrüchte z.B. gab es nur unter der Ladentheke und nach langem Anstehen.
All diese Aspekte kennen diejenigen LeserInnen, die ebenfalls beide Systeme erfahren haben und können die von der Autorin dargestellten Situationen -so oder ähnlich- bestätigen.
Ein wichtiges Buch zum besseren Verständnis der Unterschiede von West und Ost.
Das Cover deutet an, wie die Welt auf den Kopf gestellt wird, zugleich Leichtigkeit und Schwere empfunden werden und ein Schweben zwischen den Welten, auch noch nach dem Mauerfall.