Zwölf Bücher, ein Wunder

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Schon nach wenigen Seiten hat mich der Schreibstil von Libby Page vollkommen in seinen Bann gezogen. Er ist warm, atmosphärisch und gleichzeitig leicht. So gleitet man direkt in die Geschichte hinein. Besonders gelungen finde ich die Mischung aus feinsinniger Beobachtung, detaillierter Beschreibung und den Dialogen, die so flüssig zu lesen sind. Die Buchhandlung, der Geruch nach Papier und Kaffee und die winterliche Stimmung in London entfalten beim Lesen eine Kulisse, die zum Greifen nahe ist. Mich hat sie zumindest sofort verzaubert.
Der Spannungsaufbau funktioniert für mich ausgezeichnet. Zunächst wird Alfie, der sympathische, etwas zerzauste Buchhändler, eingeführt. Dann wird mit Tilly, deren Leben nach dem Verlust ihres Mannes ins Stocken geraten ist, die emotionale Ebene eröffnet. Schon der erste Kontakt zwischen den beiden Figuren über das geheimnisvolle Buchpaket von Joe, Tillys verstorbenem Ehemann, macht deutlich, dass sich hier eine ganz besondere Geschichte entspinnt. In der Leseprobe wirkt diese berührend, geheimnisvoll und mit der großen Kraft der Bücher im Zentrum auch noch passend für alle Lesenden.
Tilly und Alfie scheinen direkt so greifbar, lebendig und authentisch. Dies liegt sicherlich an der ruhigen, leicht zerstreuten Art von Alfie und seiner Liebe zu Büchern (die ich absolut mit ihm teile). Tilly mit ihrem Schmerz, ihrer Verletzlichkeit und dem kleinen Funken Neugier, der trotz allem in ihr aufflackert, geben mir das Gefühl, dass ich mich gemeinsam den beiden auf eine Reise begeben kann und mich wahrscheinlich sehr berühren wird.
Die Handlung mit dem Jahr voller Bücher, die Tilly nach und nach erreichen, klingt für mich nach einer kleinen Schatzsuche durch Geschichten und Erinnerungen. Ich bin gespannt, was Tillys verstorbener Ehemann da ausgesucht hat. Ich könnte mir vorstellen, dass jedes Buch ein Kapitel ihrer Trauerarbeit eröffnet, dass es Verbindungen zu ihrer Vergangenheit, ihrer Liebe zu Joe, aber auch zu neuen Wegen in die Zukunft gibt. Vielleicht wird gerade durch Alfie eine Entwicklung angestoßen, die Tilly wieder ins Leben zurückführt.
Das Cover gefällt mir sehr. Es ist stimmungsvoll, ansprechend und weckt sofort Assoziationen an Magie, Geborgenheit und die besondere Welt der Bücher. Es passt perfekt zu dem versprochenen Inhalt - ein Jahr voller Geschichten, Wunder und Emotionen.

Ich möchte dieses Buch unbedingt weiterlesen, weil ich spüre, dass es nicht nur eine bewegende Liebes- und Trauergeschichte ist, sondern auch eine Hommage an die Kraft von Büchern. Ich erwarte eine berührende Reise durch zwölf ganz besondere Lesemomente, die Tilly und mir zeigen, wie Geschichten heilen, verändern und Hoffnung schenken können.