Sehr klischeehaft und voraussehbar

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readaholic Avatar

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Vor Jahren habe ich das Buch „Im Freibad“ von Libby Page gelesen und fand es unterhaltsam und herzerwärmend. Deshalb habe ich mich nun über die Neuerscheinung „Das Jahr voller Bücher und Wunder“ der Autorin gefreut. Um es kurz zu machen: ich hatte viel mehr erwartet. Die Story hörte sich vielversprechend an. Mathilda Nightingale, deren Mann Joe vor einem halben Jahr gestorben ist, bekommt einen Anruf aus einer Buchhandlung, wonach sie ein Buch abholen soll, das Joe für sie hinterlegt hat. Es stellt sich heraus, dass Joe ihr für ein ganzes Jahr Bücher ausgesucht hat, jeden Monat kann Tilly sich ihr Buch in der Buchhandlung „Book Lane“ abholen. Seit Joes Tod konnte Tilly, die eigentlich eine Leseratte ist, kein Buch mehr lesen. Durch die monatliche Lektüre verliert sich ihre Leseblockade und dank der Bücher schafft sie es, sich wieder auf das Leben und seine Herausforderungen einzulassen. Sie unternimmt Reisen, lernt Kochen und beginnt mit Joggen, um nur ein paar zu nennen. So weit, so gut, die Idee ist ganz schön, doch leider ist die Geschichte von Anfang an auch mit einer Liebesgeschichte verquickt. Ich habe überhaupt nichts gegen Liebesgeschichten, doch die kitschigen Formulierungen und die überdeutlichen Anzeichen, wer am Schluss ein Paar wird, haben mir überhaupt nicht gefallen. Dauernd errötet jemand angesichts von putzigen Sommersprossen oder bekommt weiche Knie, wenn ein bestimmter Name genannt wird oder ein Stückchen nackte Haut aufblitzt. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört. Gut möglich, dass es mir in Buchform besser gefallen hätte, denn obwohl die Sprecherin eine angenehme Stimme hat, verleiht sie manchen Personen eine dermaßen fürchterliche Stimme, dass mir das Zuhören schwerfiel. Beispielsweise Prudence, die über 70jährige Mitarbeiterin der Buchhandlung Book Lane, die eine dermaßen brüchige und zittrige Stimme hat, wie ich sie noch nie an einer lebenden Person gehört habe. Mir ist klar, dass es nicht einfach ist, so viele verschiedene Stimmen für all die Charaktere eines Buchs so darzustellen, dass man sie unterscheiden kann, aber man kann auch übertreiben. Ähnlich ist es mit Tillys Schwester Harper, die total hysterisch und überdreht klingt.
Die vielen Klischees, deren sich die Autorin bedient, haben mich auch genervt. So riecht Buchhändler Alfie nach Büchern, was ich reichlich seltsam finde, während Tilly, die mit ihrer roten Mähne und ihren Ringelstrümpfen an eine erwachsene Pippi Langstrumpf erinnert, nach Apfel und Vanille duftet.
Es gab Passagen im Buch, die mich gut unterhalten haben, aber alles in allem hat mich „Das Jahr voller Bücher und Wunder“ enttäuscht.