Der Stoff für schlaflose Nächte

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dimity74 Avatar

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Jeder von uns hat Ängste. Einige davon sind durchaus real, wie etwa die, den Job zu verlieren, oder, dass den Kindern etwas passiert. Andere hingegen sind abstrakte, eher irrationale, wie zum Beispiel die vor einer Zombieinvasion. Wie stark uns diese Ängste beschäftigen hängt dabei nicht unbedingt von ihrem Wahrscheinlichkeitsfaktor ab, sondern hat oft ganz vielfältige, meist wenig greifbare Gründe.

Jakob Thomä hat es sich in seinem neuen Buch zur Aufgabe gemacht verschiedene Risiken für die Menschheit aufzuzeigen und zu analysieren, jedem Buchstaben des Alphabets wird dabei ein Risiko zugeordnet, wobei der Autor hier manchmal etwas in die Trickkiste gegriffen hat. So liest man hier natürlich von A, wie Atombombe, über K, wie Künstliche Intelligenz, bis hin zu Z, der Zombieapokalypse. Thomä geht die Thematik professionell an, seine Fakten sind gut recherchiert, man merkt aber hie und da auch das Augenzwinkern, mit dem die Infos zu genießen sind.

Das Buch startet mit einer kurzen Einführung des Autors, in der er klar stellt, dass sein Anliegen keinesfalls Panikmache ist und das wir es letztlich selbst in der Hand haben, in wie weit uns die tägliche Flut an Horrormeldungen beeinflusst und ängstigt. Dann folgen die einzelnen Kapitel in denen immer auf die gleiche Weise mit dem Thema umgegangen wird, das Risiko wird in einem Satz beschrieben, es folgt eine kurze Einschätzung dazu, in wie weit man sich tatsächlich Sorgen machen muss und dann wird das Risiko von allen Seiten betrachtet. Hierbei hält sich der Autor an wissenschaftliche Fakten, benennt Studien und Forschungsergebnisse und stellt die Personen vor, die wirklich Ahnung von der Materie haben. Oft ist hier auch sein erhobener Zeigefinger zu erkennen, wenn es zum Beispiel darum geht, nicht alles, was so im World Wide Web geschrieben steht für bare Münze zu nehmen. Mehr als einmal appelliert der Autor an den gesunden Menschenverstand des Lesers und erwarte, dass Dinge auch mal kritisch hinterfragt werden.

Das Buch bietet eine kurzweilige Lektüre, die aber auch zum Nachdenken, zum Weiterdenken anregt. Viele der Risiken sind durchaus real, ihre Auswirkungen aber vielleicht erst in vielen Generationen tatsächlich spürbar, andere sind so unwahrscheinlich, dass es eigentlich verschenkte Lebenszeit ist sich damit zu beschäftigen, wieder andere sind akut und bedürfen dringend einer Lösung. Viele der beschriebenen Risiken bieten Stoff für Hollywood-Blockbuster ala Matrix, während andere sich ganz unbemerkt nur in wissenschaftlichen Fachzeitschriften finden wie das arme Y-Chromosom. Eigentlich könnte man die Lektüre allerdings direkt nach dem Buchstaben D abbrechen, ist hier doch das größte Risiko von allen beschrieben und nein, ich werde jetzt nicht spoilern.

Das Buch ist gut geschrieben und leicht zu lesen, im Anhang findet sich dann noch viel Stoff zu Quellen und weiterführender Literatur.