Eine Tasse Kaffee, die alles verändert

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martinchen Avatar

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Das sehr schön gestaltete Cover mit der Silhouette einer Japanerin, die hier wohl eher Kaffee als Tee serviert und dem übergroßen Fensterausschnitt gefiel mir sofort. Auch Klappentext und Leseprobe versprachen eine Wohlfühl-Geschichte über Fehlentscheidungen, die zutiefst bereut werden und dank der magischen Fähigkeiten der Barista Hayari diese korrigieren können. Das 240 Seiten lange Buch ist sehr hochwertig gemacht und mit einem Lesebändchen versehen.

Im Mittelpunkt steht Himari, eine Schülerin, die nach einem Unfall ihre Hand nur noch eingeschränkt benutzen kann. Ihre Mutter ist mit ihr und ihrer Schwester nach Sapporo gezogen, wo sie aufgrund ihrer Verletzung später in die neue Klasse kommt. Himari fürchtet sich, allein in einer Klasse zu sein, wo Freundschaften bereits geschlossen wurden und sie die Außenseiterin ist. Auf ihrem Weg trifft sie Frau Sugiura, der es gelingt, Himari Mut zu machen. Von ihr erfährt sie auch von Hayaris Café.

Shiori Ota bezieht sich auf das Stück 4:33 von John Cage, ein wunderbarer Einfall. Genau diese Zeit braucht Hayari, um ihren Gästen einen besonderen Kaffee mit der French Press zuzubereiten. In dieser Zeit verlieren diese sich in der Vergangenheit und können die Entscheidungen, die sie bereuen, rückgängig machen. Es sind meist emotionale Geschichten, denn natürlich bereuen wir zumeist Dinge, die wir unseren Liebsten angetan haben. Nicht nur, denn Erinnerungen können auch trügerisch sein oder aber die Folgen unserer Entscheidungen so ganz anders als gewünscht.

Dennoch ist es ein ruhiger Roman, der Schreibstil mit den kurzen Sätzen und viel wörtlicher Rede trägt dazu bei. Als Erzählperspektive wählte Shiori Ota die Sicht der jungen Himari, die auf der einen Seite eben noch Kind ist, auf der anderen Seite sehr erwachsen reflektiert.
Anemone Bauer hat den Roman aus dem Japanischen übersetzt und, wo nötig, Erklärungen eingefügt.

Fazit: ein unterhaltsamer, ruhiger, japanischer Roman mit vielen guten Ideen