Nur als begleitetes Lesen geeignet

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salzoukra Avatar

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Ich kenne das kleine WIR schon aus der Grundschule von meinen Kindern. Dort war und ist es fester Bestandteil bei der Bildung der Klassengemeinschaft und beim Diskutieren und gemeinsamen Definieren von Klassenregeln.
Daher bin ich von der Idee des kleinen WIR grundsätzlich auch begeistert. Mit dem Buch allerdings tue ich mich etwas schwer.

Aber zunächst für alle, die das kleine WIR noch nicht kennen: das kleine WIR hat grünes Fell und drei Blumen auf dem Kopf. Seine Lieblingsspeise ist Quatsch mit Soße. Es lebt in der Klasse von Frau Wasily und ist fröhlich, wenn die Kinder der Klasse fröhlich sind. Es wächst sogar, wenn die Kinder nett und hilfsbereit sind und einander unterstützen. Ebenso schrumpft es aber auch, wenn die Kinder nicht so einen guten Umgangston finden, und kann auch ganz traurig werden. Davon handeln die ersten 30 Seiten des Buches in lose aneinander gereihten Kapiteln, die sicherlich nicht besonders fesseln, wenn man das kleine WIR noch nicht kennt.

Der zuvor angedeutete unschöne Umgangston passiert auch anschließend in dem Buch. Als Lars im Sportunterricht lieber in der Nase bohrt, statt den Ball zu fangen, hänselt ihn Erik. Diese Konfliktsituation ist sicher nicht untypisch für den Schulalltag der Kinder. Aber sie wird in dem Buch aus meiner Sicht nicht gut dargestellt.
Im Buch hänselt Erik Lars und lacht mit anderen Kindern über ihn. Das WIR schrumpft und verschwindet zuletzt mit Lars zusammen. Die Kinder vermissen dann das kleine WIR und suchen Lars.

Als sie ihn finden, nehmen sie Lars in die Mitte und sind einfühlsam, gleichzeitig steht Erik allein. "Wir finden es gemein, wie du mit Lars sprichst!"
Alle setzen sich für Lars ein. Dann vermisst das kleine WIR Erik.

Zwar wird auch dieses Problem mit Hilfe des WIR noch gelöst und schlussendlich sitzen alle vereint beim Sommerfest zusammen und feiern.
Aber für mich bleibt das Gefühl, dass ein solches Buch unbedingt mit den Kindern besprochen werden muss. Keinesfalls kann ein Kind im Erstlesealter den dahinterliegenden Gedanken allein erfassen. Denn es muss sich zeitgleich in viele Personen reindenken. Wie geht es Lars nach dem Vorfall? Wie fühlt sich Erik? Was denken die MitschülerInnen?

Also: Das kleine WIR ist grundsätzlich toll. Als Erstlesebuch mit Begleitung lesenswert, wenn man das kleine WIR schon kennt. Aber eben auch nur, wenn es Erwachsene begleiten.