Historischer Roman, in dem die Figuren im Mittelpunkt stehen

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In der neuen Trilogie von Petra Schier treffen die Leser/-innen auf Figuren aus der Kreuz-Trilogie („Die Eifelgräfin“, „Die Gewürzhändlerin“, „Die Bastardtochter“). Im Mittelpunkt stehen der ehemalige Gassenjunge Palmiro (bekannt aus „Die Bastardtochter“), sein Freund Conlin sowie seine Freundin und „Tante“ Reinhild. Und natürlich das geheimnisvolle Kreuz des Zachäus.
Der historische Roman lebt vor allem von den liebevoll gezeichneten Figuren, ihren (Selbst-)Zweifeln und Ängsten oder auch ihrem Mut. Sie sind aus meiner Sicht psychologisch sehr nachvollziehbar geschildert, haben ihre guten und auch weniger guten Seiten. Außerdem dürfen sie für sich selbst sprechen, denn der Roman ist aus den verschiedenen Perspektiven der Hauptfiguren geschrieben. Dadurch kommt man den Figuren nahe und entwickelt Verständnis für sie und ihr Handeln. Insbesondere Reinhild und Conlin machen eine Entwicklung durch, müssen über ihren Schatten springen. Das Gleiche gilt für die Nebenfigur Mathys. Palmiro wirkt als abgeklärter ruhender Pol dazwischen, hat aber durchaus auch mit sich und den Umständen der Zeit zu kämpfen (worum es geht, kann ich hier nicht sagen, ohne zu spoilern).
Besonders gut gefallen haben mir die Dialoge. Sie sind oft herrlich entlarvend, was die Figuren angeht, haben Witz und Esprit.
Die Handlung dagegen empfand ich nicht als sonderlich fesselnd, was eben daran liegen mag, dass die Figuren im Mittelpunkt stehen und nicht so sehr eine (Nach-)Erzählung von Geschichte, wie man es mitunter aus anderen historischen Romanen kennt. Es kommen keine (Bauern-)Kriege oder reale Könige und Ritter vor und es wird auch nicht en détail das mittelalterliche Händlerleben beschrieben. Die historischen Beschreibungen kommen stark reduziert vor, wenn ich es mal mit Romanen von z.B. Rebecca Gablé vergleiche. Mich hat es nicht gestört, denn die Figuren sind, wie gesagt, hier am wichtigsten.
Es gibt etliche Rückbezüge und Erklärungen zur Kreuz-Trilogie, die zwar anfangs hilfreich für Neu-Einsteiger/-innen sind, aber das Handlungstempo bremsen. Insbesondere die Erzählung darüber, wie das Kreuz in den Besitz von Palmiro gekommen ist, wird für meinen Geschmack zu oft angebracht.
Der Roman endet mit einem Cliffhanger und lässt (noch) vieles offen. Ich war etwas überrascht, als das Buch so abrupt endete. Aber: Es geht ja weiter und ich freue mich auf den nächsten Teil.
Mein Fazit: Ein gelungener Auftakt, wenn auch nicht so fesselnd, dass ich das Buch nicht aus der Hand hätte legen können.