Nciht so fesselnd wie gedacht

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Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen und weiß, dass sie fesselnd und packend schreiben und mich in andere Welten entführen kann. Mit diesem Auftaktband ihrer neuen Reihe hatte ich aber leider so meine Probleme und hatte große Probleme, in die Geschichte reinzufinden und min ihr treiben zu lassen.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Reinhild, Palmiro und Conlin, drei ganz unterschiedliche Charaktere, die sich schon seit Kindertagen kennen und gerade von einer langen Pilgerreise in ihre Heimat nach Koblenz zurückgekehrt sind. Reinhild ist eine junge Witwe, die noch nicht so recht weiß, wie sie ihr Leben mit ihrem Sohn Hannes nun weiter gestalten soll. Palmiro dagegen baut ein Kontor und versucht sich als Händler. Er hat von der Pilgerreise ein wertvolles Kreuz mitgebracht, das er wie seinen Augapfel hütet – nicht nur, weil es als wertvolle Reliquie gilt, sondern auch, weil es besondere Fähigkeiten zu haben scheint und die echte Seele eines Menschen erkennen können soll. Conlin muss sich nach seiner Heimkehr erst mal um seine Familie kümmern – sein Bruder Oswald galt immer schon als jähzornig, jetzt aber ist er zunehmend gewalttätig und landet immer häufiger im Kerker. Conlin muss sich überlegen, wie er seine Familie nun ernähren soll und wie er Oswald zur Vernunft bringen kann.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir gut gelungen, denn es beginnt spannend direkt mit einem Überfall auf die Reisenden. Dann jedoch folgt ein langer Abschnitt, in dem die verschiedenen Figuren eingeführt werden und in dem sonst leider nicht viel passiert. Es sind viele Charaktere, die in der Geschichte auftauchen, aber sie wurden gut eingeführt, so dass ich alle gut einordnen konnte. Und wenn man doch mal den Überblick verloren hat, hilft das vorangestellte Personenverzeichnis schnell. Leider aber dauert diese für mich langatmige Phase fast die ganze erste Hälfte des Buches, und ich war weder gefesselt noch sonst irgendwie gepackt, so dass ich mich schon fast zwingen musste weiterzulesen. Ab der Mitte dann wird es aber wieder spannender. Das geheimnisvolle Kreuz nimmt eine immer größere Rolle ein, es summt und sirrt zunehmend, und es gibt immer wieder brenzlige Situationen, Gefahren, aber auch Intrigen und Geheimnisse. Aber auch Liebe und Freundschaft kommen nicht zu kurz – und beides vielleicht in einer Art, die man sonst in historischen Romanen selten findet.

Obwohl die Charaktere gut eingeführt wurden, fühlte ich mich ihnen irgendwie nicht verbunden. Ich kann nicht mal sagen, dass sie nur gut oder nur schlecht waren, denn die meisten haben tatsächlich einige Macken, die sie sehr besonders machen, trotzdem ist mir keiner von ihnen richtig nahe gewesen. Reinhild hat ein großes und gutes Herz und scheut sich auch nicht, anderen ihre Hilfe anzubieten. Conlin ist ein richtiger Kauz, der mich mit seinem verletzten Ehrgefühl manchmal etwas genervt hat, der aber dennoch auch liebenswerte Züge besitzt. Palmino wirkt zunächst sehr großherzig und liebevoll, aber auch er hat Geheimnisse, die ich jetzt natürlich nicht verraten werde.

Der Schreibstil ist leicht und locker und wird einem historischen Roman trotzdem gerecht. Gefallen hat mir auch, dass die Autorin den Leser auch in meine Wahlheimat Köln und nach Aachen entführt, nur hat mir ein wenig Atmosphäre in der Geschichte gefehlt. Auch der Spannungsbogen ist sehr flach, in der ersten Hälfte nahezu nicht vorhanden, in der zweiten dann zwar spürbar, aber auch nicht übermäßig. Da dies der erste Band einer Reihe ist, habe ich natürlich nicht erwartet, dass alle Rätsel aufgelöst werden und dafür „entschuldigt“ sich die Autorin dann auch im Nachwort, trotzdem wirkt das Ende des Buches wie abgebrochen und abgeschnitten.

Was mir gar nicht gefallen hat, sind die vielen magischen Anteile – auch dazu erklärt die Autorin im Nachwort, dass Aberglaube für die Menschen damals ein großes Thema war, trotzdem ist es mir zu mystisch gewesen und dem sirrenden Kreuz wurde mir zu viel Bedeutung gegeben.

Leider hat mich die Autorin diesmal nicht fesseln können, obwohl die Geschichte spannende Themen aufgreift, die ich bisher nur in wenigen historischen Romanen gefunden habe. Die Einführung der Charaktere war mir zu langatmig und auch danach wurde es nur selten spannend. Ich gebe dem Buch daher 3 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Ich mag die Bücher von Petra Schier meist sehr gerne, dieses hier fand ich aber gerade in der ersten Hälfte sehr langatmig. Dabei werden spannende Themen aufgegriffen, die sonst in historischen Romanen nicht so häufig zu finden sind, man sollte aber wissen, dass es diesmal magisch und auch ein bisschen fantastisch wird, was dem damals herrschenden Aberglauben geschuldet ist. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und leicht zu lesen. Trotzdem hat mich das Buch nicht richtig fesseln können, so dass ich 3 von 5 Sternen vergebe.