Ein gelungenes Debüt

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bellis-perennis Avatar

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Dieser historische Roman ist das Debüt der in Berlin lebenden Autorin Stefanie Gerhold.

Im Mittelpunkt stehen nicht nur die titelgebende Königin Nofretete, sondern vor allem der jüdische Textilunternehmer und Kunstmäzen James Simon (1851-1932) und der Ägyptologe Ludwig Borchardt (1863-1938).

Nachdem Napoleon ab 1799 mit seinen Truppen in Ägypten einmarschiert ist und seine Wissenschaftler zahlreiche Kunstschätze entdeckt und anschließend nach Paris gebracht haben, ist ein regelrechter Wettlauf um Ägyptens Schätze entstanden. England und Frankreich plündern die antiken Stätten mit staatlicher Unterstützung. Das deutsche Kaiserreich kommt ein wenig zu spät, und baut auf private Geldgeber um an den Ausgrabungen teilzunehmen. Einer davon ist eben der kunstsinnige James Simon. Neben zahlreichen sozialen Projekten finanziert er unter anderem die Grabungskampagne im Tell el-Amarna. Die Freude ist groß, als Borchardts Mitarbeiter im Dezember 1912 die Büste der Nofretete, der Gattin von Echnaton, ausgräbt.

Nun muss das Kunstwerk nur noch an der Antikenkommission der Franzosen vorbeigeschleust werden, bevor es nach Berlin gebracht werden kann.

Meine Meinung:

Dieser historische Roman ist penibel recherchiert. Er erzählt, wie in der Vergangenheit (?) Kunstschätze früherer Epochen ausgegraben und in die diversen Privatsammlungen und Museen verbracht worden sind. Die Diskussion um die Restituierung dieser geraubten Artefakte ist ja seit Langem im Gang. Das würdelose Geschachere, wer welches Kunstwerk für welches Museum erhält, ist hier sehr gut beschrieben.

Stefanie Gerhold ist es sehr gut gelungen, die handelnden Personen dazustellen. Zum einen Ludwig Borchardt, der es als seine Lebensaufgabe sieht, vor allem die Bautechnik des antiken Ägyptens zu erforschen, und zum anderen James Simon, der einen beträchtlichen Teil seines Vermögens dafür verwendet, als Jude in der antisemitischen Gesellschaft des deutschen Kaiserreichs anerkannt zu werden.

Der Schreibstil gefällt mir gut. Der Roman liest sich flüssig und die Leser können leicht in diese Zeit abtauchen. Dadurch ist er ein gelungenes Stück Zeitgeschichte. Geschickt sind Fakten und Fiktion miteinander verbunden. Auch das Gerücht, dass es zwei Büsten der Nofretete geben soll, wird hier eingearbeitet.

Im Epilog gibt es einen chronologischen Überblick über die wichtigsten Charaktere und die Ereignisse, die mit der Büste der Nofretete zusammenhängen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem gelungenen Debütroman, der auch ein Stück Zeitgeschichte ist, 5 Sterne.