Ein spektakulärer Fund und deren Hintergründe

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
dicketilla Avatar

Von

Ich habe sie bestaunen dürfen, die sagenumwobene Nofretete. Auf ihrem Sockel stehend, hinter Sicherheitsglas geschützt und von allen Seiten bestrahlt. Stets ein anderes Bild dem Betrachter bietend, ihn aber stets von deren Schönheit fasziniert hinterlässt.

So konnte ich die Begeisterung von Ludwig Borchardt, mit der er seinem Unterstützer James Simon, in einem langen Brief von seinem Ausgrabungsfund berichtet. James Simon, ein reicher Textilunternehmer, ein Mäzen der Berliner Museen, der die Ausgrabungen in Tell el- Amarna finanziert. Und bald konnte er sie selbst bei sich bewundern, seine Königin, wie er sie liebevoll nannte. Er spendete auch viele seiner Kunstwerke dem gerade neu entstehendem Bodemuseum, finanziert Kinderheime und viele sozialen Einrichtungen. Ein Mensch, der seinen Reichtum auch mit Bedürftigen teilen konnte.

Die Handlung des Buches beschreibt die Entstehung neuer, bedeutender Museen, wie das Bode- und das Pergamonmuseum. Den Kampf um die Schätze der ägyptischen Ausgrabungen, aber auch die politischen Veränderungen. Der Einfluss antisemitischer Propaganda, durch die schnell die Verdienste des Kunstmäzens in Vergessenheit geraten. Es ist eine fiktive Geschichte, aber mit vielen historischen Hintergründen verknüpft. Ein für mich historischer Roman, der viele Elemente eines Sachbuches in sich vereint. Aber auch einen Blick in das private Leben James Simons offen legt. Stefanie Gerhold schreibt präzise, aber auch mit spannender Leidenschaft, von einer Zeit, in der bedeutende Funde auch zum Spielball internationaler Streitigkeiten führt. Das pulsierende Leben auf dem Buchcover, im Nebel getaucht, bereits einen Wandel andeutet.

Für mich eine interessante Geschichte über eine Zeit, in der Kunstwerke ihren Weg in besondere Museen fanden. Museen, die mir vertraut sind, aber ich jetzt einen besonderen Einblick bekommen habe, mein nächster Besuch mich an deren Entdecker und Gründer, aber auch an Ludwig Borchardt und James Simon erinnern lässt.