Geschichtlich spannend, als Roman leider zäh

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Vorab, ich finde es großartig, wenn Autor*innen die Geschichten realer Personen der Geschichte fiktiv behandeln. Ich muss hier immer an "I, Claudius" denken, welches hier Maßstäbe setzt.

Dementsprechend war ich sehr gespannt auf Stefanie Gerholds Roman über James Simon, den ich als Berliner zuvor vor allem vom Namen kannte, aber über den ich kaum etwas wusste. Ich bin kein Historiker, Stefanie Gertholds Buch scheint mir jedoch historisch sehr gut recherchiert zu sein und akkurat nacherzählt zu sein. Ich habe viel über die Geschichte Simons als auch der Büste der Nofretete gelernt.

Jetzt kommt jedoch das große Aber. Leserlich konnte mich das Buch leider nicht abholen. Die Charaktere wirken einfach zu leblos, zu mechanisch. Das Buch macht auf mich den Eindruck sich an den historisch bekannten Ereignissen entlangzuhangeln, aber aus Angst vor zu großen künstlerischen Freiheiten vor jeglichen Qualitäten, die einen Roman (im Gegensatz zum Sachbuch) wirklich leserlich machen, zurückzuschrecken.

Ich kann den Gedanken sehr gut verstehen, natürlich liegt ein enormer Wert in der faktischen Genauigkeit. Allerdings würde ich an dieser Stelle ein gut geschriebenes, packendes Sachbuch einem solchen Roman vorziehen, der leider auf mich an vielen Stellen sehr farblos gewirkt hat. Nichtdestotrotz ist es natürlich keine Kleinigkeit, diese beiden Pole in einem Debutroman miteinander zu verheiraten. Vielleicht findet Stefanie Gerhold im nächsten Roman dafür ein besseres Rezept.