Wenn Geschichte zum Krimi wird

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madame klappentext Avatar

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Inhalt: Wer kennt sie heutzutage nicht, die atemberaubenden Büste der Nofretete. Ihre Entdeckung im Jahr 1913 war eine Sensation und blieb den normalen Menschen doch lange verborgen. Ihre Reise von Ägypten nach Berlin gleicht einem Krimi, in dessen Mittelpunkt der Mäzen James Simon steht. Eine Geschichte über die Liebe zur Archeologie und die Macht der Politik.

Leseeindruck: Eine sehr flüssig erzählte Geschichte, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Besonders die Mischung aus der persönlichen Lebensgeschichte James Simons und den großen politischen Umwälzungen durch den ersten Weltkrieg und die Wirtschaftskrise der 1920er Jahre haben mich immer weiter und weiter lesen lassen. James Simon wird dabei so greifbar, menschlich und verletzlich dargestellt, dass ich sofort Sympathie für ihn empfand. Umso mehr hat mich sein persönliches wie wirtschaftliches Schicksal mitgenommen. Unglaublich, was ein Mensch aushalten kann und auch muss.
Die Faszination der Nofretete wird nachvollziehbar dargestellt, ein Kunstschatz, der alles überstrahlt und in dessen Glanz sich so einige Nationen sonnen möchten. Gerade weil auch die Grabungsbedingungen und Vorgehensweisen aus heutiger Sicht fragwürdig anmuten, ist es umso wichtiger genau diese zu thematisieren, um daraus zu lernen.
Der Roman schlägt einen Bogen zwischen geschichtlichen Darstellungen der Grabungen in Tell el-Amarna und der politischen Bedeutung, die der Fund der Büste mit sich bringt. Eine Büste, die Länder über die Jahrhunderte entzweit, aber auch vereint hat.
Neben all den Dingen, die sich auf der großen Weltbühne abspielen, geschieht in James beruflichem und privatem Leben so einiges, was durch die Weltpolitik hervorgerufen wird. Finanznot und der gesellschaftliche Abstieg auf Grund seiner jüdischen Herkunft.

Fazit: Mir hat es sehr gut gefallen, wie die Autorin all die schweren Themen in einem gut lesbaren Roman zusammenträgt. Ich habe mit James gelitten, mich mit ihm gefreut und eine ganz andere Sicht auf die Ausgrabungspraktien des 20. Jahrhunderts erhalten. Ein Roman, der es schafft viele Themen in sich zu vereinen und so auf jeder Seite Abwechlung bietet.