Bewegende historische Familiengeschichte aus Südtirol

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isar13 Avatar

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In den 1930er Jahren beginnt für die Südtiroler eine komplizierte Zeit. Die Beziehungen zu den italienisch geprägten Behörden ist angespannt und die Eingliederung unter die italienische Führung gestaltet sich schwierig. Alles soll italienisch geprägt sein, Deutsch wird verboten, selbst die Familiennamen werden verändert. Das trifft auch die Familie von Ludwig Bruggmoser, der jetzt den Namen Ponte annimmt. Das missfällt besonders Töchterchen Franziska, die unter ihrem Berufsverbot als Lehrerin leidet, da sie kein Italienisch spricht. Doch auch ohne diese neuen Schikanen hat die Familie genug andere Probleme!

Der historische Roman „Das Land, von dem wir träumen“ von Autorin Anna Thaler erzählt die schicksalhafte Geschichte einer Südtiroler Bauernfamilie in einer bewegten Zeit. Verbunden mit ihren Traditionen und ihrer Heimat mussten in den 30er Jahren die Südtiroler mit einer neuen Situation umgehen, denn sie sollten zu Italienern verwandelt werden. Mit diesen Zwängen konnten viele Leute nicht umgehen und der Balanceakt es der neuen italienischen Regierung recht zu machen, oder aber zu rebellieren, spaltete damals ganze Städte, Dörfer und Familien. Diese Situation ist ein großes Thema des Buches, aber auch die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs, Verluste und zwischenmenschliche Beziehungen sind Teil der Geschichte. Die Protagonisten werden anschaulich beschrieben und charakterisiert. Franziskas Gleichmut und ihr oftmals distanziertes Verhalten, oder auch die Demut des Knechtes Wilhelm, muten heutzutage merkwürdig an, sind aber sicherlich der Zeit und den damaligen Sitten geschuldet. Man möchte die beiden gerne des Öfteren kurz mal schubsen oder ihnen den Kopf gerade rücken;). Das damals harte Leben vor 100 Jahren auf einem Bauernhof ist mit unseren heutigen Gewohnheiten nicht vergleichbar und wird oft sehr deutlich gemacht. Der Schreibstil ist angenehm, sehr anschaulich und visuell, Land und Leute sind toll beschrieben, die blauen Schürzen sind auch heute noch sehr beliebt.

Mein Fazit:
Da ich das Glück hatte, während der Lektüre des Buches, mich ganz zufällig in der Gegend dort aufzuhalten, konnte ich mir selbst einen guten Eindruck verschaffen und auf den erwähnten "Waalwegen" spazieren gehen und durch Meran bummeln. Das war natürlich großartig und hat mir die Geschichte noch besonders eindrücklich vor Augen geführt.
Der Roman hat mich gut unterhalten, perfekte Lektüre für ein gelungenes Wochenende in Südtirol. Schön das der zweite Teil schon in Arbeit ist:).