Es kam kein Gefühl auf beim Lesen

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caillean79 Avatar

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1925 in einem kleinen Ort in den Dolomiten. Franziska Bruggmo-ser hat gerade in Innsbruck ihren Ausbildung zur Lehrerin been-det und kehrt heim auf den Südtiroler Hof. Dort erwartet sie ein Brief der italienischen Behörden – ihr wird das Lehren untersagt, sofern sie nicht ausreichend Italienischkenntnisse nachweist und den Unterricht auf italienisch führt.

Die Annexion Südtirols durch Italien nach Ende des Ersten Welt-kriegs wird für viele Bewohner des Landstrichs zu einer Zerreiß-probe. Wie sollen sie reagieren? Sich anpassen, die übergestülp-ten italienischen Nachnamen akzeptieren und nicht aufbegeh-ren? Oder sich dem Regime widersetzen und – wo immer mög-lich – die deutsche Sprache und ihre Kultur pflegen?

Franziskas Vater entscheidet sich fürs Anpassen, möchte keinen Ärger mit den Behörden. Franziska selbst kann sich mit den Ge-gebenheiten nicht abfinden und gründet eine sogenannte „Ka-takombenschule“, in der sie Kinder heimlich in der deutschen Sprache unterrichtet. Letztendlich geht es aber auch für Fran-ziska darum, den Hof und ihre Heimat zu bewahren, denn um den Hof steht es schlecht – gleich recht, da ihr alkoholabhängi-ger Bruder ihn in Kürze übernehmen soll…

Franziska war leider keine Hauptfigur, mit der ich mich identifi-zieren konnte. Ich hatte den Eindruck, dass sie die Gegebenhei-ten um sich herum kaum bis gar nicht reflektiert. Sie begehrt gegen ihren Vater auf, ohne die Beweggründe für seine Anpas-sung an die Italiener zu hinterfragen. Sie beschwert sich über ihren alkoholabhängigen Bruder, ohne seine Krankheit auch nur ernst zu nehmen (es ist eine posttraumatische Belastungsstö-rung aus dem ersten Weltkrieg und daraus folgend eine Alkohol-abhängigkeit). Sie nutzt den ihr zugetanen Knecht Wilhelm als Arbeitskraft für ihre Pläne, ohne zu reflektieren, was er alles für sie tut… kurz gesagt, für meine Begriffe ging sie zu sehr mit Scheuklappen durch die Welt und nahm immer sich selbst und ihre Situation zuerst wahr. Auch kam ihre Hingebung an den Lehrerberuf für mich nicht so richtig rüber.

Die Geschichte des Buches empfand ich als etwas unausgegoren. Sollte es um Franziskas Weg als Lehrerin gehen? Um die Rettung des Heimathofes? Um ihr politisches Engagement? So richtig überzeugend fand ich keinen dieser Handlungsstränge.

Außerdem konnte ich die Liebe zu Südtirol leider nicht wirklich zwischen den Zeilen herauslesen. Dazu hätten für mich auch Szenen gehört, in denen Franziska sich in die Natur zurück-zieht, die Landschaft ihrer Heimat genießt und dort ihre Situa-tion reflektiert. Das habe ich vermisst.

Merkwürdig mutete für mich auch an, dass sie ihre Eltern mit „Sie“ anspricht. War das in Südtirol im Jahr 1925 tatsächlich üb-lich? Wenn ja, hätte ich dazu zumindest eine kleine Erläuterung erwartet – so empfand ich das einfach nur als eigenartig.

Für mich zog sich die Geschichte und außer dem Knecht Wil-helm konnte ich für keine der Figuren echte Sympathie aufbau-en. Es war einfach nicht mein Buch… Die weiteren Teile der Sa-ga wecken bei mir daher leider auch keine Neugier und ich wer-de die Reihe nicht weiterlesen.