Gefühlvolle Darstellung der Geschichte Südtirols und der Frauenemanzipation

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hohleborn8 Avatar

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Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt das sonnige, stets idyllisch darherkommende Südtirol von einer ganz anderen Seite.
Wir fahren seit ca. 25 Jahren regelmäßig nach Südtirol zum Wandern. Unsere Dauergastgeber, das Seniorenehepaar ist letztes Jahr im Alter von fast 90 Jahren verstorben, erzählen nie aus dieser düsteren Zeit.
Als wir Silvester 1999 den Jahrtausendwechsel etwas südlicher, am Kalterer See, verbrachten, haben wir das erste Mal von dieser Zeit der Italienisierung gehört.

Das Buch erzählt sehr nahegehend das Schicksal einer Südtiroler Familie in den 20-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die politischen Gegebenheiten der damaligen Zeit, Italienisierung Südtirols sowie aufsteigende Macht des Faschismus sowohl im Deutschen Reich als auch in Italien, zunehmende Anfeindungen gegen die Juden, werden verstrickt mit der Geschichte von Franziska Bruggmoser und ihrer besten Freundin Leah sehr glaubwürdig und nicht überspitzt dargestellt. Gleichzeitig werden alte Bräuche sowie die zunehmende Emanzipation im dörflichen Gebiet sehr lebendig geschildert.

Das Buch ist sehr gut geschrieben. Mehrmals musste ich beim Kampf Franziskas mit den Widrigkeiten des Systems, mit dem mittelalterlichen Denken ihrer Eltern aber auch beim Kampf um ihre Liebe mit den Tränen kämpfen. Das Buch liefert viele Informationen zu dieser Zeit und zeigt das idyllische Südtirol einmal von einer anderen Seite.

Bei unserem nächsten Besuch in Südtirol werde ich es unserer Gastgeberin Christine mitnehmen und mir ihre ortskundige Meinung dazu einholen. Ich freue mich jedenfalls schon auf die Fortsetzung.