Schwere Zeiten

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queenmam Avatar

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Der Titel und das Cover sind sehr ansprechend und machen neugierig auf den Inhalt.
Über die Geschichte Südtirols habe ich noch sehr wenig gelesen, schon gar nicht über die Zwischenkriegszeit. Daher war ich sehr neugierig auf dieses Buch, nachdem ich die Leseprobe konsumiert hatte.
Südtirol kam soeben zu Italien, welches unter Mussolini immer mehr zu einer Diktatur wird. Nichts Deutsches ist mehr erlaubt, keine Sprache, keine Bücher, nicht einmal der Hofname. Ludwig Bruggmoser muss sich jetzt Luici Ponte nennen. Der Bauer, der 2 seiner Söhne im Krieg verloren hat, will sich in den Augen der Nachbarn nur zu gern anpassen, um nur ja keine Schwierigkeiten zu bekommen. Die alten Freunde und auch seine sehr selbstbewusste Tochter verachten ihn dafür. Franziska ist ausgebildete Lehrerin, darf ihren Beruf aber nicht ausüben. Ihr bleibt nur, im Geheimen zu unterrichten. Ihr einziger Bruder ist Hoferbe. Er hat den Krieg zwar körperlich gesund überstanden, säuft aber und ist komplett unfähig, den Hof zu führen. Als er zuerst einige Burschen und dann seine eigenen Schwester an die Carabinieri verrät, spitzt sich die Lage zu.
Der Schreibstil gefällt mir gut, Das Buch ist schön zu lesen. Der historische Hintergrund wird zwar nur gestreift, aber der Widerstand in der Bevölkerung Südtirols kommt gut rüber. Auch die schwache Position der Frau in der Zeit wird gut dargestellt. An manchen Stellen würde die Handlung etwas mehr Tiefe vertragen. Die Protagonisten sind authentisch dargestellt und die Südtiroler Bergwelt wird liebevoll beschrieben. Man kann sich gut in die Geschichte hineinfühlen und mitleben. Manchmal ist die Handlung etwas flach, aber alles in allem lesenswert.