Das dunkle Berlin der zwanziger Jahre

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Die Handlung:
Nach einem Schicksalsschlag gelangt Magda Fuchs, eine junge Ärztin, nach Berlin. Im Jahr 1920 ist es noch ungewohnt auf weibliche Mediziner zu treffen und umso mehr freut sich die junge Frau, dass das Berliner Gesundheitsamt eine Stellenanzeige aufgegeben hat, in dem explizit nach einer Ärztin gesucht wird und zwar als Polizeiärztin. Magda hofft damit ihrem traurigen Leben in Hildesheim entfliehen zu können doch mit dem was sie in Berlin erwartet, hätte sie nicht gerechnet. Im Rausch der goldenen zwanziger Jahre blickt Magda Fuchs in den Abgrund der Nachkriegszeit. Hungernde, mangelversorgte Kinder sind dabei längst nicht das Schlimmste was Magda Fuchs dabei ertragen muss. Aber Magda möchte helfen und muss dabei doch erkennen, dass sie selbst als Polizeiärztin, nicht von jedem ernst genommen wird. Schnell stellt sie fest, dass dies nun die Zeit ist, in der Frauen ihr Leben selbst in die Hand nehmen müssen und gemeinsam mit Ina Dietrich, einer Fürsorgerin, schmiedet sie Pläne, bei dem die zwei Frauen letztlich durch Kriminalkommissar Kuno Mehring Hilfe erhalten.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist der Auftakt zu einer neuen Triologie von Helene Sommerfeld, welches das Pseudonym eines Schriftsteller-Ehepaares aus Berlin ist. Klappentext und Leseprobe, haben mich auf Anhieb angesprochen gehabt, so dass ich mich sehr gefreut habe, bei vorablesen.de ein Leseexemplar gewonnen zu haben.

Die goldenen Zwanziger und das schillernde Berlin der damaligen Zeit sind wohl jedem ein Begriff, die meisten denken dabei wohl eher an: Berliner Kaffeehauskultur, die neue Frau, Kunst welche sich neu erfindet und Schauspielhäuser. Dieses Buch jedoch führt auf die Schattenseite. Der 1. Weltkrieg ist noch nicht lange vorbei und die meisten Berliner leben in absolut ärmlichen Verhältnissen. Kinderhandel und Prostitution ist da längst an der Tagesordnung um sich über Wasser zu halten.

Als Fan von historischen Romanen, habe ich direkt gut in das Buch reingefunden, der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen, lediglich die teils sehr abrupten Erzählperspektiven innerhalb des Kapitels machten es mir zu Beginn schwer, der Geschichte folgen zu können. Etwa bei der Hälfte des Buches, fiel es mir dann aber zunehmend leichter und ich war endgültig in der Geschichte angekommen. Ab da konnte ich das Buch kaum noch weglegen, so dass ich die zweite Hälfte des Buches dann innerhalb von zwei Tagen weggelesen hatte.

Dem Autoren-Ehepaar ist es gelungen, die Charaktere so unterschiedlich und doch authentisch zu erschaffen, dass ich sie bildlich vor Augen sehen konnte. Dabei gefiel mit die Entwicklung der Protagonistin Magda Fuchs, die traurig und einsam in Berlin aufschlägt und am Ende augenscheinlich ihr Glück findet und neue Freundschaften schließt. Celia von Liebenau, deren Geschichte parallel zu der von Magda Fuchs verläuft, war mir zunächst alles andere als sympathisch. Erschien sie doch wie die verwöhnte Tochter eines wohlhabenden Arztes, als ihr Vater jedoch schwer erkrankt und es keine Aussicht auf Genesung für ihn gibt, fackelt ihre Mutter nicht lange und verheiratet Celia ungewollt mit dem älteren Albert. Celia ist darüber alles andere als glücklich, denn sie selbst hatte andere Pläne für ihr Leben, welche ihr nun verwehrt bleiben würden. Je näher man Celia und ihr Leben und dessen Umstände kennenlernt umso mehr kann man ihr Handeln und ihren Trotz verstehen und umso eher konnte ich mich in sie hineinversetzen.
Auch die zahlreichen Nebenprotagonisten wurden sehr detailreich beschrieben und fügten sich gut in die Geschichte ein.

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich bevor ich fast die Hälfte des Buches gelesen hatte, das Buch an sich ganz ok und die Geschichte recht interessant fand, gerade da hier auch viele kriminalistische Aspekte in dem Buch zu finden sind. Dennoch war für mich zu diesem Zeitpunkt, klar, dass ich die Trilogie wohl niemals ganz lesen werde, sondern es bei Band 1 belassen werde. Doch dann kam der Cliffhanger am Ende des Buches, der mich aufschrecken ließ und im nächsten Atemzug saß ich schon an meinem Handy, um rauszubekommen, wann Band 2 der Triologie erscheinen soll. Somit sollte also klar sein, dass mich dieses Buch am Ende so sehr gepackt hat, dass ich sehnsüchtig auf Band zwei warte und ich sehr gespannt bin wie es mit den großartigen Damen aus der Pension Bleibtreu weitergeht.

Fazit: Für mich persönlich war dieses Buch schon teilweise „harte Kost“ da die Themen Kinderhandel und Kinderarmut so detailreich beschrieben wurden, dass einem das mütterliche Herz dabei bricht. Dennoch gehören auch diese Schattenseiten zur Geschichte der zwanziger Jahre und daher kann ich das Buch all jenen empfehlen, die gerne historische Romane auf Grund von wahren Begebenheiten lesen.