Fulminanter Auftakt einer neuen Trilogie

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mandel61118 Avatar

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Berlin, Anfang der 1920er Jahre: die junge Ärztin Magda ist frisch verwitwet. Aus der Kleinstadt Hildesheim kommt sie nach Berlin, um ihren Erinnerungen zu entkommen. Die Großstadt erweist sich als ein Ort, an dem sie viel Schreckliches sieht und erlebt, bitterliche Armut, skrupellose Verbrechen vor allem zu Lasten von Kindern. Doch bald merkt Magda, dass sie nicht allein ist. Sie lernt noch andere Frauen kennen, die in diesem goldenen Zeitalter, das nicht nur glamourös ist, auch ihren Weg suchen und sich behaupten müssen...

"Dies ist unsere Zeit, die Zeit der neuen Frau. Einer Frau, die für ihre Interessen selbst eintritt ." (Seite 298).

Dieser Satz ist charakteristisch für das ganze Buch. Im Mittelpunkt steht Polizeiärztin Magda. Ihr Schicksal berührt einen sehr. Sie trauert um ihren ermordeten Mann, und versinkt unerwartet im Moloch der Großstadt. Ihr Herz schlägt für die schwächsten der Gesellschaft, der Kinder der Unterschicht, die krank und ungepflegt sind, oftmals halb verhungert. Sie engagiert sich für diese Einzelschicksale und bemüht sich trotz trüber Aussichten, die Kinder von der Straße zu holen. Es ist bewundernswert, dass sie nie den Mut verliert!

Hilfe bekommt sie von der Fürsorgerin Ina, die aus einfachen Verhältnissen stammt und das Leben der armen Familien daher umso besser einordnen und verstehen kann.
Weitere wichtige Personen im Buch sind die junge Celia, verwöhnte Ehefrau eines reichen Adligen, die mit voller Wucht mit der Realität konfrontiert wird, und die junge Doris, die in Berlin ihr Glück beim Film suchen will, dabei aber kläglich scheitert und auf die schiefe Bahn gerät.


"Wieder ist ein Traum geplatzt. Aber ich finde einen neuen Traum. Nicht wahr, Frau Doktor? Das ganze Leben ist doch ein ewiger Traum. Man darf nur nicht aufwachen." (S. 367)

Alle diese Frauen sind sehr sympathisch und beleuchten die 1920er Jahre aus einem ganz bestimmten Blickwinkel heraus.

Das Autorenpaar hat sehr gründlich recherchiert. Es ist ihm wunderbar gelungen, das damalige Berlin anschaulich darzustellen, ich habe beim Lesen die ärmlichen Mietskasernen und die hungernden, abgestumpften Kinder sowie die Lieblosigkeit der sie betreuenden Erwachsenen regelrecht vor mir gesehen und gespürt.
Die Schreibweise und der Schreibstil des Autorenpaars sind hervorragend und ziehen einen in ihren Sog. Am liebsten hätte ich das Buch in einem Rutsch ausgelesen, keine Seite war langweilig. Durch den ständigen Wechsel der Perspektiven blieb der Roman stets lebhaft und abwechslungsreich.

Das Ende des Buches beinhaltet einen grandiosen Cliffhanger, der einen den Erscheinungstermin des zweiten Bandes regelrecht herbeifiebern lässt!
Dieses Buch ist für mich eines meiner absoluten Jahreshighlights!