Polizeiarbeit im Elend der goldenen 1920er Jahre

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pummelfee77 Avatar

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Der Roman erzählt von 6 Frauen, deren Wege sich mehr oder weniger kreuzen und deren Geschichten typisch sind für das Jahrzehnt in dem sie leben. Und dennoch ist es nicht langweilig, denn die man hat sofort Zugang zu der Geschichte bzw. den Geschichten der Damen und man schätzt sie.

Wie es sich für einen Roman über Polizeiarbeit in den 1920er Jahren gehört, kommt hier auch die Schlampigkeit früher Ermittlungen zur Sprache und auch die Anfänge der professionellen Kriminalarbeit. Doch ohne dies langweilig zu überreizen, denn eigentlich, ist das ja bekannt. Dieser Aspekt hat mir gut gefallen, denn es gehört dazu, wenn man über das Thema schreibt, aber es wurde nicht zur Langweiligkeit ausgeführt.

Sehr gut ist es dem Autorenpaar gelungen, das Elend der Frauen und Kinder im Berlin dieser Zeit darzustellen. Und auch wenn das latent bekannt ist, ist es doch immer wieder schockierend. Dieser Umstand wurde deutlich, aber einfühlsam beschrieben, ohne den Leser nachhaltig zu belasten. Das ist für mich eine große Kunst, denn als Mutter ist es oft schwer über Kinderschicksale zu lesen und diese nicht mit den Alltag zu nehmen.

Der Schreibstil ist gut und man kann fast in einem durch lesen. Ich persönlich hatte öfter Probleme mit der Berliner Schnauze und musste manche Aussagen in dem Dialekt zwei oder drei Mal lesen. Dennoch finde ich die Wahl, es so zu schreiben absolut gut, denn es ist authentisch und passt dahin.

Das Schlimmste jedoch: dieses Buch hat einen enorm aufregenden Cliffhanger und ich habe nach der Lektüre doch einige Momente gebraucht, mich mit dem Gedanken abzufinden, dass ich jetzt nicht weiterlesen kann.

Fazit: Wer die 1920er Jahre mag und sich in das Berlin dieser Zeit einfühlen will, mit etwas Krimi und etwas Elend, der muss das Buch hier lesen.