Wenig überraschende Coming of Age-Story, aber mit einigen feministischen Red Flags

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luisabella Avatar

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»DAS LEBEN FING IM SOMMER AN« von Ex-Fußballprofi Christoph Kramer ist ein autofiktionaler Roman über einen Sommer im Leben des 15-jährigen Teenies Chris, in dem er seine große Liebe trifft und vorher in einem anderen Girl diese sucht. So far so well-know — diese Art von Coming-of-Age-Story. 🤝🏼 Was macht diese Story hier besonders — außer eben, dass der Autor als Ex-Fußballprofi gefeiert wird? Nicht viel, ist meine kurze Antwort. Etwas länger: Ich finde gut, wie der junge Protagonist sich seiner Gefühle bewusst wird, Unsicherheiten (Akne, Gefühl Dazu-gehören-zu-wollen & Coolness) darstellt und, dass er nicht raucht, als sein Crush ihm eine Zigarette anbietet. Ansonsten gibt es für mich aber viele Klischees, die bedient werden; einen mäßigen Storyplot; und aber auch einen größeren Kritikpunkt: den verherrlichten, gewohnt patriarchalen male-gaze auf Frauen 🚩 (ausgeklammert natürlich Mutterfiguren, wie die eigene Mutter, Kioskbesitzerin oder auch Freizeitbadmitarbeiterin), mit dem negativen Lowlight in strafbaren Nackt-Fotos einer Frau, was auch im Kontext nicht entsprechend konnotiert und kritisiert wird. Das ist nicht nur eine Red-Flag, sondern ein NO-GO für heutige Literatur.

Eine kurzweilige Sommerlektüre, die schon viele begeisterte Leser*innen erreicht hat. Für mich war es kein Perfect Match. Vermutlich bin ich als Feministin und viellesende Booklover auch kein Teil der Zielgruppe. BTW, ich habe zwar eher halbherzig analysiert, aber ich bin mir sicher, den Bechdel-Test würde dieser Roman nicht bestehen. Ich habe deutlich bessere CoA-Stories gelesen, die weniger problematisch in der Darstellung von FLINTA waren, und würde daher eher auf andere zurückgreifen, als auf diesen Roman.

[1.5/5 ☆]