Kleine Fluchten: Ein leises und skurriles Buch über das Leben

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thirteentwoseven Avatar

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Das Buch "Das Leben ist ein wilder Garten" von Roland Buti ist ein leises Buch mit kleinen Lebensweisheiten. Es plätschert zunächst leise vor sich hin, überrascht dann aber mit plötzlichen Szenewechseln und Wendungen. Die Handlung ist irgendwie abgedreht und voller skurriler Gestalten und Ereignisse.

Vordergründig geht es um den Landschaftsgärtner Carlo Weiss, der in der Mitte des Lebens die Trennung von seiner Frau, das Erwachsenwerden seiner Tochter und das Siechtum seiner Mutter verarbeiten muss. Ihm zur Seite steht sein Gehilfe, Agon, ein bärenhafter Gutgeist aus dem Kosevo. Alle Figuren haben vom Leben ein Päckchen mit bekommen und müssen irgendwie damit umgehen.
Im weiteren Verlauf spielt Carlos Mutter, die Frau auf dem Fahrrad (Cover), eine besondere Rolle, aber auch alle anderen aus Carlos Umfeld finden Berücksichtigung. Eine eigentliche Hauptrolle gibt es eigentlich nicht, dafür viele kleine und große Fluchten.
Während Carlos demenzkranke Mutter sich in eine diffuse Welt der Erinnerungen zurückzieht, findet der Flüchtling Agon in seiner Liebe zur Natur und auch Literatur Erfüllung.
Ana, Carlos Nochfrau, entflieht der ermüdenden Routine direkt. Sie lässt Mann und Job hinter sich und geht nach Kambotscha. Die gemeinsame Tochter findet Erfüllung in Kunst und Partner. Carlo selbst, der sich völlig neu orientieren muss, findet einen Anker in der Freundschaft.

Zuflucht bietet nicht zuletzt das Nationalhotel. Der Titel "Das Leben ist ein wilder Garten" ist nur für den deutschen Markt kreiert worden. In der Schweiz heißt das Buch "Das Nationalhotel". Beide Titel machen Sinn, wenn auch mit etwas anderem Schwerpunkt.
Eine nicht zu unterschätzende Nebenrolle spielen weiterhin mit Haschisch gefüllte Geleebonbons - im Roman gibt es gleich mehrere Abnehmer - sowie viele, exotische und einheimische Vögel (tierische und menschliche😉).

Was ich aus dem Buch mitgenommen habe: Glücklich wird nur der, der eine kleine Ausflucht bzw. einen Rückzugsort oder -person findet, seinen eigenen, persönlichen Spielraum, um den Bürden und der Last des Lebens zu entkommen.

Insgesamt hat das Buch durchaus seine Qualitäten und ist von Kompostion und Sprache her ansprechend, trotzdem hat es mich nicht richtig begeistern und mitreißen können. Es bleibt mir leider viel zu unverbindlich. Man kann es lesen, muss es aber nicht. 3,5 von 5 Sternen.