Ruhig und wenig ereignisreich

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loralai Avatar

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Ich finde das Buch weder besonders gut noch besonders schlecht. Es hat mich berührt und gleichzeitig wirkte die Art und Weise des Erzählens distanziert und mehr aus dem Beobachtungsposten.

Was mir sehr gut gefallen hat, war das Setting. Es wird eine sehr schöne Natur beschrieben (wir sind in der Schweiz) und da der Erzähler Landschaftsgärtner ist, gibt es viele philosophische Vergleiche zwischen menschlichen Gesellschaftskonstruktionen und der Natur und allgemein sind viele Gedankengänge sehr nachdenklich. Dabei wird dann auch gerne die Umgebung beschrieben, die einen oder mehrere Gedanken und Gefühle ausgelöst hat.

Zudem fand ich persönlich großen Gefallen daran, wie unser Hauptprotagonist beschreibt, wie und woran er Menschen erkennt. Dass man so viele kleine Gesten in der Körpersprache entdeckt und weiß was sie zu bedeuten haben. Jemanden so gut zu kennen, dass man winzige Regungen mitbekommen und zuordnen kann, ist wundervoll und erschreckend zugleich. Diese Parts haben bei mir sehr viel ausgelöst, da ich das bei mir ebenso bemerke.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Tatsache, dass man nicht wirklich mit dem Protagonisten etwas herausgefunden hat. Jedenfalls nicht, was das Leben seiner Mutter anging, auf dessen Spuren er ist. Man bekommt ein paar Infos, aber erst zum Ende hin, wenn der Protagonist es jemand anderem berichtet, erfährt der Leser ein paar Details mehr. Ob der Herr Sohn diese Details erzählt bekommen hat oder ob er sich diese dann selber im Kopf mit dem wenigen was der Leser erfuhr, dann zurechtlegte, lässt sich nicht sagen.

Es ist eine sehr ruhige Geschichte, die im Grunde mitten im Leben des Protagonisten geschieht und weder eine große Revelation enthält, noch einen tatsächlichen Abschluss - das Leben geht schließlich weiter.
Das heißt nicht, dass gar nichts abgeschlossen wird.

Ich denke nicht, dass ich das Buch noch einmal lesen werde, aber wer eine ruhige nette Geschichte über Familie und die Schweiz lesen möchte, dem sei zu diesem Buch geraten.