"zottelig" trifft den Buchtitel schon ganz gut :-)

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laura l. Avatar

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Jesko Wilke, der ursprünglich aus Hamburg kommt und unter anderem Philosophie studierte, hat vor kurzem seinen zweiten Roman „Das Leben ist ein zotteliges Ungetüm“ veröffentlicht.

Das Buch dreht sich rund um Stefan Fischer, der versucht sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Seine Tochter Carla nimmt ihn, mit seinem Hund Amok, in ihrer Wohnung auf, da Stefan kein Geld mehr hat, um sich seinen eigenen Wohnsitz zu finanzieren.
Carla findet das ganz praktisch, denn sie arbeitet in einer Werkstatt unter ihrer Wohnung. Da der Mischling ein sehr kluger Hund ist, assistiert er Carla beim Schrauben und ihrem Vater, der den ganzen Tag so gut wie nichts zu tun hat, gibt sie die Aufgabe sich um den Haushalt und vor allem das Frühstück zu kümmern.
So kann es aber nicht weitergehen, denkt Stefan!
Nachdem er einige Bewerbungen losschickt, bekommt er auch prompt die Chance, sich in einem Vorstellungsgespräch einer Werbeagentur zu profitieren. So weit so gut. Doch da hat sich Stefan, der zurzeit als Türsteher jobbt, doch gar nicht beworben?!

Der Protagonist Stefan Fischer wirkt in dem Roman von Jesko Wilke als der Ich-Erzähler. Das hat zu Folge, dass man am Anfang mehr über seine Tochter und deren Leben erfährt. Sie arbeitet als Partnerin von dem über 60 jährigen Oktan in einer Werkstatt und der Laden läuft. Nebenbei kümmert sie sich auch noch um Opa Neunzig, den Vater von Oktan, der neben ihr eine Wohnung bezieht
Stefan kommt ins Grübeln, seine Tochter ist so erfolgreich und er hat nichts. Er fasst den Entschluss sein Leben zu ändern!
Als er Post von einer Hamburger Werbeagentur bekommt, fasst Stefan neuen Mut und geht hin. Doch das Vorstellungsgespräch läuft schnell aus dem Ruder. Die gut betuchte Agentur sucht nämlich keinen Personenschützer, sondern einen Personal-Manager, der die Werbekampagne für eine Bank übernehmen soll.
Stefan hadert mit sich und nimmt den Job an. Seine Tochter und auch sein neuer Arbeitgeber sollen aber auf keinen Fall von dem Schwindel erfahren.
Parallel zu den Geschehnissen um Stefan gerät seine Tochter auch in Schwierigkeiten. Ihr Partner und Werkstattleiter Oktan wird mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert. Carla könnte den Laden auch alleine schmeißen, wenn Oktans Frau Renate und ihr Neffe Marco ihr nicht das Leben zur Hölle machen würden.

Jesko Wilke vereint in seinem Roman viele Themen und Geschichten. Es geht unter anderem um das harte Arbeitsleben, die Liebe, um Freunde, Krankheit und Tod, aber auch um Lüge und Wahrheit.
Jeder Charakter hat sein eigenes Leben und eben auch seine eigenen Probleme. Der Roman lässt sich flüssig lesen und anfangs konnte ich es kaum aus der Hand legen. Leider wurde dieses Gefühl immer weniger… Je weiter das Buch gelesen war, desto verrückter und unrealistischer und auch nicht mehr so „sympathisch“ wurde das Buch für meinen mich.
Der Autor hat aber dennoch das Talent seine Protagonisten und Antagonisten sehr gut darzustellen. Ich konnte mir direkt ein Bild von allen Personen im Buch machen. Der Versuch, die verschiedenen „Businesse“ z.B. die Agentur von der Werkstatt oder der BARbara voneinander abzugrenzen gelingt ihm super, da er die entsprechenden Personen beschreibt und diese auch ihr eigene Sprache sprechen lässt.

Mein Fazit ist aber dennoch positiv. „Ein zotteliges Ungetuem“ ist ein schönes Buch für Nebenbei und ich bereue nicht, es gelesen zu haben.