Das Leben kleben - nur das Cover ist verbesserungswürdig!

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Leute, die Schallplatten mit Werken  großer Komponisten wegwerfen, sind in den Augen von Naomi Shapiro Barbaren und Kulturbanausen.

Also fischt Naomi einige Platten aus dem Mülleimer von Georgie,die ihrerseits das Hab und Gut ihres (Ex)mannes Rip entsorgte. So weit, so gut. Georgie versucht, die vermeintlichen Scherben ihres Lebens zu kitten - im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Am Ende ist sie reich an Erfahrungen.

Der Autorin Lewycka ist es abermals gelungen, einen tollen Roman zu lancieren.

Ihr Erstling " A short history of tractors in Ukrainian" verband die Geschichte eines Emigrantenkindes mit Historischem - Stalinismus,_Golodomor_.

Darüber hinaus wurde ein Geschwisterkonflikt dem Phänomen der   osteuropäischen _gold digger_ gegenübergestellt.

Auch der Roman "Das Leben kleben" befasst sich mit den Themen Familie & Vergangeheit. Zerfall der Kernfamilie. Freunde als "gewählte" Familie. Die Shoah steht für Vergangenheit& Historisches. Doch auch der Nahostkonflikt wird thematisiert.

Vom Stil her ist Lewyckas Roman ein Patchworkroman - der Roman liest sich ausgezeichnet. Sehr amüsant sind auch die Kapitelüberschriften (Polymere!). Technisch angehauchte Überschriften alternieren mit nicht-technischen Titeln. Dass hier Lewyckas Vater ( Ingenieur) ein großer Einfluss war, liegt nahe.

Der englische Ausdruck "hilarious" wäre als Beschreibung für das Buch  wohl passend. Bei aller Situationskomik gleitet der plot jedoch nie ins Klamaukhafte ab. Nota bene: Es handelt sich **nicht** um chicklit! Die schrulligen Figuren erinnern an die Charaktere  in Zadie Smith' Roman "White Teeth". Wer die Exzentrik der Figuren in "White Teeth" mochte, könnte auch Gefallen an "Das Leben kleben" finden.

 

Ein toller,lesenswerter,intelligent komponierter Roman! 

Danke.