Das Geheimnis der Isdal-Frau

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Im November 1970 wurde im norwegischen Isdal die verbrannte Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Umstände, die zum Tod der Frau geführt haben, konnten nie geklärt werden. Zwar hat die norwegische Polizei den Fall 2016 wieder aufgerollt, und neue ermittlungstechnische Verfahren konnten neue Hinweise geben, doch die genauen Umstände des Todes und die Identität der Frau sind bis heute rätselhaft geblieben. Anja Jonuleit hat sich in Das letzte Bild der Geschichte der namenlosen Frau angenommen und ihr auf überaus spannende Art und Weise ein Leben und letztendlich eine Heimat gegeben.

Die zwei Hauptfiguren des Buches sind Eva und Marguerite. Marguerite verliert als kleines Mädchen in den Wirren des Zweiten Weltkrieges ihre Familie und wird zeitlebens eine Suchende sein. In den Jahren der Nachkriegszeit versucht sie den Spuren ihrer Herkunft nachzuspüren und nach vielen Jahren der Hoffnungslosigkeit ergibt sich eine Reise nach Norwegen, von der sich Marguerite sehr viel verspricht. In Begleitung eines Mannes begibt sie sich in eine Gesellschaft, die sie vermutlich am Ende das Leben kostet.
Eva lebt als Autorin in München und wird eines Tages auf schmerzhafte Weise mit der Vergangenheit hier Familie konfrontiert. Eine Tageszeitung veröffentlich das Foto der Frau aus dem Eistal. Die norwegische Polizei hat die Ermittlungen zu dem 50 Jahre alten Fall wieder aufgenommen und nun ist auch Eva ein Teil der Geschichte. Denn die Ähnlichkeit zwischen ihr und der unbekannten Frau ist so groß, dass Eva schnell aufdeckt, dass es sich hier um eine Verwandte handelt. Und so reist sie nach Norwegen, um Licht ins Dunkel der Angelegenheiten ihrer Familie zu bringen.
Anja Jonuleit beweist große Stärke darin die zwei Erzählstränge miteinander zu verweben. Wie sie die Geschichten von Eva und Marguerite aus unterschiedlichen Zeitebenen aufeinander zu erzählt, bekommt von Kapitel zu Kapitel mehr Tiefe und Spannung. Jonuleit hat umfassend zum Fall der Isdal-Frau recherchiert, wie sie im Anhang des Buches darlegt. Viele lose Enden um den Aufenthalt der Frau in Norwegen haben schon die Polizei vor Rätsel gestellt und die Presse zum Spekulieren veranlasst. Das Verdienst, das sich die Schriftstellerin erworben hat, liegt nun im Konstruieren einer Geschichte, die weit in die deutsche und norwegische Geschichte zurückreicht und somit auch einem Menschen eine Geschichte gegeben hat, die sich so ereignet haben könnte. Und damit ist ihr die Aufmerksamkeit der Leser:innen bis zur letzten Seite gewiss.