Das Rätsel der Isdal-Frau

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Das letzte Bild, Roman von Anja Jonuleit, EBook 480 Seiten erschienen bei dtv-Verlagsgesellschaft
Die spannende Enthüllung eines Familiengeheimnisses nach einer wahren Begebenheit.

Aus dem mysteriösen Fall der Isdal-Frau, die im November 1970, tot in einem einsamen Tal in Norwegen entdeckt wurde, hat Anja Jonuleit diesen Roman geschrieben. Bis heute ranken sich die verschiedensten Theorien um die Unbekannte, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt aufgefunden wurde.
Eva, eine Schriftstellerin entdeckt in der Tageszeitung, das Phantombild einer Toten aus Norwegen, die ihrer Mutter verblüffend ähnlich ist. Auch die Lebensdaten stimmen überein. Als sie ihre Mutter mit dieser Entdeckung konfrontiert, ignoriert diese die Tatsachen und verheimlicht etwas. Eva beginnt zu recherchieren und kommt einem düsteren Familiengeheimnis auf die Spur.
Um wen handelt es sich bei dieser Frau? Warum reiste sie unter Verwendung von acht verschiedenen falschen Identitäten durch Europa? Was hat es mit den mysteriösen Aufzeichnungen in ihrem Koffer auf sich und wer waren die Männer mit denen sie immer wieder gesehen wurde?
Anja Jonuleit hat hier wieder ein besonderes Werk geschaffen, spannend unheimlich und unterhaltsam wie ein Thriller und in ihrem ganz besonderen flüssigen, bildhaften und düsteren Stil. Sie hat den auktorialen Erzählstil gewählt, die einzelnen Kapitel sind mit Ort und Datum überschrieben, denn der Roman spielt in verschiedenen Erzähl- und auch Zeitebenen. Besondere Stellen z.B. Zeitungsartikel oder fremdsprachliche Ausdrücke sind fett oder kursiv gedruckt und haben sich deutlich vom Schriftbild ab. Eine gründliche Recherchearbeit liegt hier zugrunde. Geschichtliche Zusammenhänge und auch das Setting sind hervorragend beschrieben, besonders gut fand ich die detaillierte Charakterisierung der handelnden Personen. Die verschiedenen Zeitebenen wechseln sich so ab, dass man nicht aus dem Lesefluss gerissen wird. Interessant fand ich das Nachwort, der Autorin und die Sachinformationen im Anhang. Romane oder Krimis die auf wahre Begebenheiten beruhen finde ich immer ganz besonders spannend.
Ich war während der Lektüre stets hin-und hergerissen. Ich habe mir Gedanken zur Lösung des Falles gemacht und immer wieder haben sich die Fakten verändert und sich andere Sachverhalte ergeben. Doch immer wieder störten mich unnötige Längen ca. in der Hälfte des Buches. Der Reise von Margarete durch Norwegen hätte zwischendurch ein wenig Straffung gutgetan. Je mehr Eva in Erfahrung bringt, desto mehr Fragen tun sich auf. Durch die Zeitwechsel habe ich eine Weile gebraucht um in Lesefluss zu kommen. Mir hat Jonuleits Erklärungsversuch zum Schicksal der Isdal-Frau gut gefallen, so hätte es gewesen sein können, ihr Versuch dieser unbekannten Frau einen Namen und ein Schicksal zu geben hat mich berührt. Je weiter die Geschichte voranschritt, desto mehr hat es mich gefesselt, die letzten hundert Seiten habe ich in einem Rutsch gelesen. Nach der Lektüre bin ich im Netz noch auf etliche Beiträge und Informationen gestoßen. Die Isdal-Frau wird mich in Gedanken wohl noch lange begleiten.

Eine dringende Leseempfehlung und von mir 4,5 bzw. 5 Sterne.