Anrührend, atmosphärisch und bewegend.

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franci Avatar

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Winter 2008: Elsa, damals neun Jahre, wird Zeugin einer Grausamkeit, die sie ihr ganzes Leben lang nicht mehr loslässt. Sie erkennt den Mörder, der für den sinnlosen Tod eines unschuldigen Renkalbs aus der Zucht ihrer Eltern verantwortlich ist, doch schweigt. Denn wenn sie ein Wort über ihn verliert, wird auch sie sterben.
Von da an setzt sich das Mädchen, das zu dem „samischen Volk“, dem letzten Indigenen Europas, gehört, für die Gerechtigkeit und die Rentiere ein.

Denn Wilderei sowie taube Ohren der Behörden sind in diesem Umfeld genauso selbstverständlich, wie altbewährte Traditionen und eigenbrötlerische Verhaltensweisen der erwachsenen „Samen“.
Neben all der Ungerechtigkeit wird auch der Klimawandel thematisiert, der bei der Rentierzucht, eine der Lebensgrundlagen des Volkes, eine wichtige Rolle spielt. Hinzu kommen authentische Einblicke und Hintergrundinformationen über das Leben der indigenen Menschen.

Ann-Helén Laestadius schreibt in einer ruhigen und einnehmenden Art, erzählt von langen Wintern und einer, für uns weit entfernten, Gemeinschaft. Von Wilderei, alten Riten und Verzicht, von Ungerechtigkeiten und Tod. Obwohl sich die Spannung samt Veränderungen erst im weiteren Verlauf zeigt, der Fokus eher auf den Schilderungen der extremen Umstände liegt, schafft es die Autorin das Interesse durch malerische und bewegende Schilderungen aufrechtzuerhalten. Psychische Gewalt und Tierquälerei entfachen ebensolche Wut wie das nicht vorhandene Interesse der Behörden. Elsas Weg, ihre Entwicklungen und der wachsende Mut sind beeindruckend und betrachten wir das Nachwort, das auf die Realität dieses Romans verweist, hinterlässt „Das Leuchten der Rentiere“ einen faden, schockierenden Beigeschmack.

Ich bin dankbar für diesen Roman, zeigt er doch das Leben im hohen, kalten Norden auf eine echte Weise ohne verklärte Romantik.