Eindringlich, beklemmend, tragisch und dennoch wunderschön!

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duenefi Avatar

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"Das Leuchten der Rentiere" von Ann-Helén Leastadius ist im Oktober 2022 als gebundenes Buch mit Schutzumschlag bei Hoffmann und Campe erschienen und umfasst 448 Seiten.

Zum Inhalt:
Eines Tages hat die 9jährige Sámi Elsa das Bedürfnis, ihr Rentier Nástegallu zu besuchen. Sie stapft durch die winterliche Landschaft und kurz bevor sie ihr Ziel erreicht, muss sie beobachten, wie ein Mann sich über ein soeben getötetes Rentier beugt. Es ist Elsas Tier. Als der Täter das Mädchen bemerkt, droht er ihr mit einer Geste, sie zu töten, falls sie nicht schweigt...So gilt das Tier lediglich als gestohlen und die Polizei unternimmt wieder einmal nichts.

Meine Eindrücke:
Ann-Helén Leastadius hat hier einen sehr einfühlsamen und beklemmenden Roman geschrieben, in dem sie über das Leben der Samen berichtet, die einstigen Nomaden, denen vielfach nach wie vor mit Misstrauen und Vorurteilen begegnet wird.
Der ungesühnte wiederholte Mord an ihren Rentieren ist der Aufhänger für die Geschichte der Autorin.
Ich war sehr schnell mittendrin im Geschehen, in der klirrenden Kälte, der wunderschönen weißen Landschaft, die durch die detaillierten und bildhaften Schilderungen lebendig vor meinem inneren Auge entstand.
Die Einblicke in die fremde Kutur empfand ich als tief und teils sehr bedrückend. Ich habe hier viel gelernt und mitgelitten.
Gerade durch die eher leise, ruhige Schreibweise, die perfekt passt, wird das Geschehen besonders eindringlich herübergebracht.

Besonders gut gefallen haben mir die wechselnden Erzählperspektiven, und ich fand es kalsse, auch die Sicht des Täters hautnah mitzuerleben.
Elsa und ihre Familie sind sympathische Charaktere, die mir sehr ans Herz gewachsen sind im Verlauf dieser zugleich wunderschönen und doch harten und tragischen Geschichte.

Die Autorin vermittelt in ihrem Roman wunderbar, wie wichtig es ist, sich nicht unterzukriegen, Zusammenhalt und Loyalität zu bewahren. Dann kann man vieles schaffen und kommt sehr viel weiter im Leben.

Mein Fazit:
Ein Roman, der beeindruckt und noch länger nachhallt. Unbedingte Leseempfehlung, perfekt für lange Winterabende vor dem Kamin oder mit einer kuscheligen Decke auf dem Sofa...