Frostige Welt

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Auf Skiern fährt die kleine 9-jährige Samin Elsa zum Rentiergehege ihrer Familie. Stolz will sie beweisen, dass sie eine echte Rentierhirtin ist und die Tiere allein füttern kann. Doch als sie dort ankommt wird sie Zeugin wie der Schwede Robert ihr geliebtes Rentierkalb Nástegallu brutal tötet. Als sie von ihm gesehen wird, droht er ihr. Fortan trägt Elsa nun ein dunkles Geheimnis mit sich herum, dass das Kind in schwere Gewissensnöte bringt, denn das Töten hört nicht auf. Immer öfter finden die Rentierhirten ihre Tiere grausam verstümmelt und zu Tode gequält vor. Über die Jahre wächst die Wut und Verzweiflung bei den Samen. Die Polizei stuft die Taten als Diebstähle von geringer Priorität ein und bleibt untätig. Elsa und ihre Familie kämpfen viele Jahre um ihr Recht und um Frieden zwischen den Samen und den schwedischen Dorfbewohnern.
Dies war für mich ein sehr außergewöhnliches Buch. Das Volk der Samen kannte ich oberflächlich. Ihr Kampf um Anerkennung ihrer Rechte, war mir bisher jedoch verborgen geblieben. Wenn ich an Schweden denke, ist es für mich das Schweden von Astrid Lindgren. Ein Land wie Bullerbü, in dem alle Kinder glücklich zusammenleben. In diesem Roman von Ann-Helén Laestadius haben die Kinder der Samen Angst zu Schule zu gehen. Ihnen schlägt Hass und Gewalt entgegen. Sie werden beschimpft und verprügelt. Auch der Hass gegenüber ihren Rentieren hat mich sehr betroffen gemacht. Ihr Tod wurde oft billigend in Kauf genommen, um Samen zu schaden. Was mir gut gefiel, war das es in diesem Roman nicht nur Gut und Böse gab, sondern die Auseinandersetzung mit beiden Seiten. Die Autorin thematisiert auch die altmodischen und starren Konventionen der Samen. Das Ablehnen und Abgrenzung von jedem der nicht zu ihrem Volk gehörte oder nicht konservativ leben möchte, war ebenso ein Thema wie die überholten Rollenbilder von Mann und Frau.
Das Siedlungsgebiet der Samen (Sápmi) erstreckt sich über Teile Schwedens, Finnlands, Norwegen bis zur russischen Halbinsel Kola. Doch bisher wurden die Samen ausschließlich von Norwegen unter den Schutz der internationalen ILO-Konvention 169 gestellt. Dies lässt Bullerbü in meinen Augen leider zerbröseln. Dieses Buch dagegen ist absolut lesenswert und besonders!