Meerweh und Manhattan

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Als mir dieses Buch in der Buchhandlung ins Auge fiel, war es zunächst das wunderschöne hellblaue Cover, das mich sofort angesprochen hat und so sommerlich und frisch wirkt. Doch nicht nur die Optik, auch der Inhalt hat mich neugierig gemacht, denn es handelt sich um eine Geschichte, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird, verankert zwischen der gemütlich-heimischen Nordseeinsel Föhr und dem pulsierenden Manhattan.
Im Zentrum steht Inge, eine faszinierende Protagonistin voller Wärme und Willenskraft. Gemeinsam mit ihrer Urenkelin Swantje reist sie von Föhr nach New York. Während der Überfahrt erzählt die 100-jährige Inge ihre ganz persönliche Geschichte und wir Leser:innen tauchen unmittelbar in ihre Vergangenheit ein. Immer wieder gibt es Einschübe aus der Gegenwart, die den Bogen zurück zu Inge und Swantje schlagen. Besonders schön fand ich die Idee, dass es früher tatsächlich eine kleine Gemeinde von Insulanern in Manhattan gab. Die Authentizität des Ganzen zeigt auch auf, wie liebevoll und genau Janne Mommsen recherchiert hat und damit die Erzählung bereichert.
Die Figuren waren mir insgesamt sehr sympathisch, allen voran Inge, deren Erlebnisse von Neuanfängen, Sehnsucht, Freundschaft und Liebe geprägt sind. Gerade diese Freundschafts- und Liebesgeschichten haben mir viel Freude bereitet. Auch die Atmosphäre der Schauplätze – ob die heimelige Insel Föhr oder das lebendige Manhattan – kam gut rüber.
Trotzdem blieben am Ende einige Fragen für mich offen. Besonders das Verhältnis zwischen Inge und ihrem Sohn Tom hätte ich gerne noch klarer verstanden. Zwar wird angedeutet, warum die Beziehung belastet ist, aber eine wirkliche Aussprache oder ein klärender Moment bleibt aus. Auch in Sachen Spannung habe ich immer ein wenig auf den großen Knall gewartet – auf eine überraschende Wendung, die das Buch noch einmal auf eine neue Ebene hebt. Diese blieb leider aus, sodass sich die Handlung insgesamt eher gleichmäßig und ruhig entwickelte.
Ein weiterer Punkt, der mich beim Lesen gestört hat, waren die Dialoge. Die direkte Rede wirkte auf mich oft unauthentisch, stellenweise erzwungen, und hat mich aus dem ansonsten stimmungsvollen Erzählfluss etwas herausgerissen. Dem gegenüber stehen jedoch sehr schön beschriebene Szenen, flüssige Erzählpassagen und eine insgesamt lebendige, leicht zugängliche Sprache.
Alles in allem ist Das Licht in den Wellen für mich ein warmherziges, atmosphärisches Buch, das man gerne liest. Es ist kein klassisches Sommerbuch voller Leichtigkeit, da es auch Verluste und schwerere Themen berührt, doch gerade das macht es zugleich authentisch und menschlich.

Für mich ist es eine schöne, bewegende Familiengeschichte, die wundervoll erzählt wird und von tollen Charakteren zeugt. Mir hat es gefallen!