Wie sichert man sich eine Existenz, wenn alles im Umbruch ist?

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ismaela Avatar

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Diese LP hat mich sehr interessiert, und obwohl sie relativ lang ist werden drei Fäden erst einmal bereitgelegt, bevor sie sich (vermutlich) im weiteren Verlauf der Geschichte noch weiter aufdröseln und am Schluss vielleicht verbinden werden.
Man beginnt über Konrad, Brigitte und Andre zu lesen, die alle ihre eigenen Päckchen tragen und in jeweils Zeiten des Umbruchs versuchen, Fuß zu fassen. Ob es Konrad ist, der nach dem ersten Weltkrieg nicht verstehen kann, wie seine Mutter über den Kriegstod des Vaters regelrecht erfreut sein kann, oder Brigitte, die es leid ist, im Nachkriegsdeutschland auf alles verzichten zu müssen und ihren Bruder langsam von ihr wegdriften sieht, oder Andre, der durch mysteriöse Umstände zu Adoptiveltern kam, von diesen dann getrennt wurde, um bei seinem Onkel unter zu kommen und sportlich gefördert zu werden.
In allen Biografien spiegelt sich die Härte des Lebens, es gibt viel Gewalt (v. a. häusliche Züchtigung) und den Kampf ums Überleben. Michaela Beck schreibt relativ schnörkellos, erzählend, dabei aber nicht hölzern oder verkrampft, und ich konnte mich gut mit der Erzählweise mittreiben lassen. Ob es der Autorin gelingt, diese drei Erzählstränge miteinander zu kombinieren, ohne allzu langatmig zu werden, wird die weitere Geschichte zeigen, doch die LP hat mir sehr gut gefallen.