Drei Menschen - ein Land

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pewie Avatar

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Konrad ist zehn Jahre als der große Krieg zu Ende ist. Hunger steht auf der Tagesordnung und die Mutter muss zwei Jungen ernähren.
Brigitte ist auch in diesem Alter, gerade erholt sich die Nation von den Kriegsfolgen als sie alle Wurzeln verliert weil sie mit ihren Eltern aus der DDR flieht.
Andre lebt in dieser DDR und ist ein erfolgreicher Kunstspringer im ähnlichen Alter wie die beiden anderen, er hat das Gefühl nicht zu wissen wer er ist.
An diesen drei Figuren verfolgen wir Leser fast 100 Jahre deutsche Geschichte. Jede/r ist für sich ein außergewöhnlicher Charakter, ihre Ansichten, Gefühle und Verhaltensweisen sind in einer Art folgerichtig beschrieben, dass es gar nicht anders hätte geschehen können. Der eine oder andere Typ ist mehr oder weniger bis gar nicht sympathisch. Trotzdem verfolgt man mit Spannung ihr Schicksal. Es ist wie erlebter Geschichtsunterricht, nicht trocken, weil es ist Vergangenheit, beim Lesen sind wir im Hier und Jetzt.
Das große Problem für mich war, es war zu viel. Jede Person hätte ihr eigenes Buch verdient. Das abwechselnde Erzählen von Konrad zu Brigitte zu Andre hat mich jedes mal aus dem Lesefluss gerissen. Wenn ich es noch einmal lesen würde, dann jeden Charakter einzeln. Denn erst im letzten Drittel offenbart sich ein Zusammenhang zwischen den Figuren. Der für mich aber da es vorher kaum Andeutungen gab, zu konstruiert war. Sonst stört mich ein Zeitenwechsel nicht aber hier hat sich auch der Ton verändert, an sich ein gelungenes Stilmittel doch ist dadurch der Eindruck entstanden in einem neuen Buch ein zu tauchen.
Ansonsten war der Schreibstil sehr flüssig zu lesen, die bekannten Tatsachen waren gut in das alltägliche Leben verpackt.