Emotionale Darstellung der deutschen Geschichte zwischen 1919 und 1989

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In ihrem 840 Seiten starken Familienepos erzählt Michaela Beck die Geschichte von Konrad, Brigitte und André. Erst im Verlauf des Romans wird die Verbindung der drei ersichtlich. Das Epos besteht aus fünf Teilen, die Kapitel sind mit Jahreszahlen und dem Namen des bzw. der Protagonistin überschrieben.
Konrads Geschichte fängt 1919 an. Sein Vater ist gefallen, und seine Mutter wird Haushälterin in einer Arztfamilie. Die Familie hat zwei Zwillingstöchter, Selma und Alma, die unzertrennlich sind. Selma kümmert sich hingebungsvoll um ihre Schwester, die geistig zurückgeblieben ist.
Konrad verliebt sich auf den ersten Blick in die schöne Selma. Um Alma zu heilen, verspricht er Selma, Arzt zu werden. In der Tat studiert er Medizin und bekommt seine erste Arbeitsstelle in der Städtischen Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten, wo Alma regelmäßig behandelt wird. Als die Nazis die Macht ergreifen, geraten die beiden Zwillingsschwestern in Gefahr, zum einen aufgrund ihrer jüdischen Abstammung, zum anderen aufgrund von Almas geistiger Behinderung. Konrad versucht alles, um die beiden zu beschützen, besonders nachdem er und Selma Eltern eines kleinen Mädchens werden. Nach dem Krieg verschlägt es Konrad nach Brasilien, wo er als Arzt unter anderem in einem Waisenhaus arbeitet.
Brigitte wächst als Pfarrerstochter in der ehemaligen DDR auf. Als ihr Bruder Johann als Regimekritiker beinahe von der Stasi verhaftet wird, flieht die Familie in den Westen. Brigitte ist leicht beeinflussbar und gerät als junge Mutter durch einen blöden Zufall in die Fänge der RAF. Ulrike Meinhof ist ihr großes Vorbild, zumal diese auch alleinerziehende Mutter ist. Als Brigitte mit Janis nach Jordanien reist, nimmt ihr Leben eine Wendung, die ihr Dasein von nun an bestimmt.
André ist talentierter Kunstspringer in der DDR. Er ist adoptiert, seine Eltern seien während ihrer Flucht in den Westen umgekommen. In seinen Träumen suchen ihn Erinnerungen an die Wüste und seine Mutter auf. Als junger Mann meint er, seine Mutter in einer Buchhändlerin in Rostock zu erkennen.
Der Roman hört mit der Silvesterfeier 1989 am Brandenburger Tor auf.
Was für ein grandioser Roman! Ein unglaubliches Lesehighlight, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Mit der Geschichte von Konrad, Brigitte und André wurde die Geschichte Deutschlands in der Zeit von 1919 bis 1989 mit allen wichtigen Ereignissen wiedergegeben, packend, fesselnd und gänzlich ohne Längen oder unnötige Ausschweifungen. Ich empfehle den Roman allen geschichtsinteressierten und allen Leser*Innen von historischen Romanen.