Täuschend echte Fiktion mit etlichen realen Elementen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
amaryllis2 Avatar

Von

Cover und die Gestaltung:

Deutsche Eichenblätter und pastellige Farbgestaltung machen Appetit auf die Lektüre.

Thema und die Geschichte:

Im Laufe der Handlung lernt der Leser mehrere Generationen kennen und deren Probleme.
Ob Onkel Fritz, André, Brigitte oder Janis. Viele verschiedene Charaktere werden ausführlich beschrieben.
Selma, Alma und Franz machen den Anfang. Die Zwillingsschwestern haben es nicht leicht. Kinder werden von der Mutter getrennt, Seite 397. Gitti wächst hauptsächlich bei Emmely Günzel auf.

Besonders aufgefallen ist mir das Kapitel um Brigitte und ihren Sohn, der verloren geht in Petra. Die RAF wohnt zeitweise in der Wohnung der alleinerziehenden Brigitte. Sie verlässt ihren Mann, zieht zu Sieglinde. Mit Frau Wittinger gibt es Stress wegen eines Bücher-Regals. Auf Seite 574 tritt Doktor Breier in ihr Leben.

Alles klingt so echt, erst am Ende kommt der Hinweis, dass Handlung plus Personen manches Mal fiktiv sind.

Seite 419, Kapitel IV:

"Das formt den Menschen...."
Zitat von Goethe?

Schreibstil:

Gut verständlich und mit zahlreichen harmlosen, aber auch grausamen Szenen gewürzt.

gefallen die Figuren:

Konrad heiratet eine Jüdin und bekämpft Gewalt gegen Frauen und hilflose Patienten der Psychiatrie.

Oft wird detailgenau aus ganz persönlicher Perspektive berichtet. Dadurch entsteht die beschriebene Szene direkt vor dem geistigen Auge. z.B. auf Seite 16 wie Helmut Günzel aus einem Kochbuch gute Unterhaltung macht. Auf Seite 242 geht es um Emanzipation.

Sind sie authentisch:

Alle Personen sind entsprechend der Zeit beschrieben, mit entsprechender Kleidung, Verhalten, Sprache (z.B Seite 354 "ej kiek ma...")
Die allgemeine Aufregung, als ein vornehmer Wintermantel urplötzlich wieder auftaucht.

deshalb ist das Buch interessant:

Auf rund 800 Seiten wird jede Person ausreichend gewürdigt. Mir gefällt das nur stellenweise gut. Unterhaltung für viele Muße-Stunden, allerdings vor bedrohlicher Zeit-Kulisse montiert. Erschreckend auf Seite 275-299 Fall Mauersberger.

die Autorin an sich:

Schreibt Drehbücher. Hat sehr genau ermittelt.

Meinung und Kritik:

Das Buch hat mir insgesamt gefallen. Es erinnert an positive und negative Episoden der beschriebenen Epochen. Wie die Menschen versuchen, aus zu wenig, etwas mehr zu machen und Ungerechtigkeit auszugleichen beziehungsweise zu bekämpfen, entsprechend ihrer Möglichkeiten.

Empfehlung für andere Leser*innen:

Parallel zum Geschichtsbuch empfehlenswert. Unterhaltung als Aufhänger für ein sensibles Thema.


kleines Fazit:

Bestimmte politische Konstellationen sollten nicht wiederkehren.