"Wie wirklich ist die Wirklichkeit ?"

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bavaria123 Avatar

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Das Cover hat mich auf das Buch aufmerksam gemacht. So wunderschöne Pfingstrosen mit gelungener Farbkombination. Eigentlich habe ich eine leichte Erzählung erwartet, aber schon der Klappentext hat auf einen ganz anderen Inhalt hingewiesen.

Der Beginn des Buches ist noch leicht beschwingt. Beschwingt, weil Textzeilen des Liedes "Sweet Dreams" von den Eurythmics eingefügt sind. Dieses Lied beschreibt die vielfältigen Wege, die Menschen auf der Suche nach Glück und Zufriedenheit einschlagen können. Thematisiert werden dabei auch Enttäuschungen, die einem auf dieser Suche begegnen können.

Aber im Buch "Das Lieben danach" geht es um mehr, als um Enttäuschungen. Helene Bracht berichtet von sexuellem Missbrauch, den sie selbst als 5 bis 8jährige erlebt hat. Von einem pädophilen Mittfünfziger, im Haus ihrer Eltern.
Und es bleibt nicht bei dieser Grenzverletzung, weitere Themen sind unter anderem Vergewaltigung und Love scamming.

Die Autorin hat hier ein autobiographisches Sachbuch verfasst. Ehrlich brutal. Brutal ehrlich. Teilweise hart in der Sachlichkeit, teilweise mit einer unglaublichen sprachlichen Emotion. Ein Wort, was mir dabei besonders aufgefallen ist und was das Leben auch sehr beeinflusst sind die "Seelengravuren". Nicht nur damit spiegelt sich wider, dass Helene Bracht Psychologin ist.

Die 192 Seiten inclusive Anmerkungen und Literaturverzeichnis sind tiefgreifend und schmerzvoll, machen traurig und wütend.

Mir ist es selten so schwer gefallen, ein Buch zu lesen. Ich kam mir ab und an vor, als dürfe ich gar nicht so sehr in die Gefühlswelt und Intimsphäre einer fremden Personen eintauchen. Und ich habe auch große Probleme, dieses Werk zu bewerten oder zu empfehlen. Wobei die Thematik an sich unbedingt aus dem Dunklen hervorgehoben werden muss.

Erinnerungen kann man tilgen, ohne wirklich zu vergessen (S. 85)
Hold your head up, movin`on (Sweet Dreams)