Eine bedrückende Dystopie

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anana Avatar

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„Die Geschichte ist ein stummes Verzeichnis von Leuten, die nicht gehen konnten, ein Verzeichnis derer, die keine Wahl hatten […]“

Paul Lynch hat mit „Das Lied des Propheten“ den Booker Prize 2003 gewonnen. Und es handelt sich tatsächlich um einen sehr bemerkenswerten Roman.

Eine radikale Partei ist in Irland an die Macht gekommen und beginnt in autoritäres Regime zu etablieren. Im Zentrum des Geschehens steht Eilish Stack, eine Wissenschaftlerin, Ehefrau, vierfache Mutter und Tochter eines an Demenz erkrankten Vaters. Als ihr in der Gewerkschaft engagierter Ehemann von der Geheimpolizei entführt und ihre Familie als Verräter gebrandmarkt wird, gerät ihre Welt zunehmend außer Fugen.

Mittels einer Art Gedankenstrom und in einer sehr lyrischen, kunstvollen sowie rhythmischen Sprache verfolgt man als Leser atemlos Eilishs Kampf um das Überleben ihrer Familie. Dabei erlebt man hautnah, wie schmerzhaft der Verlust von Freiheit und schwer, ja unmöglich, die Entscheidungen über Widerstand und Anpassung, dem Festhalten an der Hoffnung und der Akzeptanz der Realität sind. Die Zerrissenheit von Eilish, einerseits auf die gravierenden Änderungen des Alltags reagieren zu müssen und andererseits ihre Familie zusammenhalten zu wollen, werden dabei unmittelbar spürbar.

Der Klappentext spricht von einem Buch der Stunde und einem Appell, die entstehenden autoritären Regime der Gegenwart zu bekämpfen. Dem kann ich nur zustimmen.

Eine Leseempfehlung.