Einzigartiges Buch

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lenas.zeilenwelt Avatar

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Luise steht 1936 kurz vor dem Abitur als sie den Isländer Jónas kennen lernt und sich in ihn verliebt. Doch weil sie Jüdin ist, ist ihre Beziehung verboten. Mit der Zeit wird es in Deutschland für Juden immer gefährlicher und eine Flucht bleibt die einzige Option.
2019 reist Sofie nach Island, um dort für drei Monate zu arbeiten. In dem Haus, das sie renoviert, findet sie ein altes Notizbuch. Es enthält Aufzeichnungen von Luise, die ihre tragische Liebesgeschichte niedergeschrieben hat.
Das Buch zeigt viele Gegensätze. Auf der einen Seite erlebt man mit Sofie Island aus einer neuen Perspektive. Man erfährt viel über die Kultur und Gewohnheiten der Isländer. Wie Sofie Island, die Atmosphäre und das Licht beschreibt ist mir von meiner eigenen Island-Reise sehr vertraut.
Auf der anderen Seite begleitet man eine jüdische Kaufmannsfamilie ab 1936 in Deutschland. Man kann das Handeln der Familie, die versucht sich nicht unterkriegen zu lassen sehr gut nachvollziehen. Immer mit der Hoffnung, dass sich die Nazis nicht noch schlimmeres ausdenken können, lautet ihr Motto: „Alles wird gut“.
Als Leser weiß man, dass es in dieser Zeit nur wenige Happy Ends gab. Trotzdem hofft man für diese eine Familie, die man über mehrere Jahre bis in den 2. Weltkrieg hinein begleitet, dass sie die Flucht schaffen und alles gut wird.
Das Buch beruht nicht auf einer wahren Geschichte. Doch es ist so eindrucksvoll und authentisch geschrieben, dass man das beim Lesen schnell vergisst. Nach dem Beenden des Buches habe ich noch lange geweint.
Natürlich kennt man die Fakten und weiß, was den Juden zu dieser Zeit angetan wurde. Aber es hautnah mitzuerleben macht das ganze nochmal viel realer.
Sofie lernt unter anderem Björgvin, einen von Luises Nachkommen kennen. Doch in Island möchte niemand etwas von Luise wissen. Sofie wird schnell klar, dass alle ein völlig anders Bild der jungen Frau haben, als es in den Aufzeichnungen vermittelt wird.
Sofie lässt nicht locker und versucht die Familie mit der Vergangenheit zu versöhnen. Dabei lernt sie auch viel über sich selbst und wie sie sich ihr eigenes Leben eigentlich vorstellt.
Ein einzigartiges Buch, das ich nicht so schnell vergessen werde. Es werden wichtige Themen angesprochen und gleichzeitig hat man mit der zweiten Zeitschiene auch einen Wohlfühlort.