Liebe unter einem schlechten Stern

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luna66 Avatar

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"Das Mädchen im Nordwind" ist für mich das erste Buch der Autorin Karin Baldvinsson. Es handelt von der Liebe der jüdischen Kaufmannstochter Luise zu dem isländischen Studenten Jonás vor dem Hintergrund der Machtergreifung der Nazis. Aufgrund des historischen Kontextes steht die Liebe der beiden jungen Menschen von Anfang an unter einem ungünstigen Stern.

Es gibt eine zweite zeitliche Ebene im Jahr 2019: Die junge Tischlerin Sofie hat sich nach einem Beziehungsdesaster nach Island zurückgezogen, wo sie sich - ähnlich wie Luise 80 Jahre zuvor - in einen interessanten Isländer verliebt. Im Zuge ihrer handwerklichen Tätigkeiten findet sie ein Notizbuch - und beginnt Luises Leidensweg zu verfolgen. Der Leser wird auf diese Reise mitgenommen. Schade, dass die Geschichte um Sofie und Björgvin relativ knapp abgearbeitet wird, da wurde meiner Meinung nach Potential verschenkt.

Umso mehr Raum nimmt die Geschichte um die Familie Rosenberg ein; immer und immer wieder erfährt der Leser, dass Luises Eltern tragischerweise die Zeichen der Zeit zu spät erkannt haben. Die Beschreibung ihrer Eltern Carl und Edith blieb für mich zu sehr in Klischees gefangen, es fiel mir schwer, zu den beiden eine Verbindung aufzubauen. Jonás in seiner praktischen, zupackenden Art erschien mir dagegen sehr authentisch; auch Luises Charakter durchlebte eine nachvollziehbare Entwicklung. Ich hätte mir allerdings eine detailliertere Beschreibung ihrer Jahre in Island gewünscht, dann wäre auch die eine folgenreiche Entscheidung für mich als Leser besser verständlich gewesen.

Trotz dieser kleinen Schwächen - eine berührende Lektüre und flüssig erzählte Geschichtsstunde, die ich gerne weiterempfehle!