mir haben beide Handlungsstränge gut gefallen

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malo2105 Avatar

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1936: Luise ist die Tochter eines jüdischen Kaufmanns und lebt mit ihrer Familie in Lüneburg. Als ihr Bruder den charismatischen Isländer Jónas mit nach Hause bringt, verlieben sich die beiden ineinander. Doch 1936 sind Beziehungen zwischen Juden und Nicht-Juden verboten. Aber Luise und Jónas können und wollen nicht voneinander lassen. Als das Leben für Juden in Deutschland immer gefährlicher wird und Luise feststellt, dass sie schwanger ist, planen die beiden ihre Flucht nach Island. Doch Luise muss ihre Eltern zurücklassen. Sie hofft, dass sie sie später nachholen kann.
2019: Nach einen schweren Schicksalsschlag haben Sofie und ihr Freund eine heftige Beziehungskrise. Nachdem sie auch noch ihren Job verliert, nimmt sie sich eine Auszeit in Island, wo sie als gelernte Tischlerin ein Haus restauriert. Dort findet sie die Aufzeichnungen von Luise. Heimlich beginnt sie zu lesen und kann nicht davon lassen. Immer tiefer wird sie in Luises Schicksal hereingezogen und will unbedingt herausfinden, warum ihre Nachkommen kein Interesse an ihren Leben haben. Außerdem ist da noch der verschlossenen Björgvin, der Sofie mit seinen merkwürdigen Verhalten total verwirrt.
Mir hat dieser Roman auf zwei Zeitebenen richtig gut gefallen, wobei mich der Teil um Luise besonders angesprochen hat. Obwohl über das Schicksal der Juden in Deutschland während der NS-Zeit bereits viel geschrieben wurden ist, hat mich Luises Geschichte sehr berührt. Sie wächst in einer gut situierten Familie auf, wird von ihren Eltern geliebt und kennt keine Not. Doch 1936 wird es für Juden immer unerträglicher und gefährlicher. Schilder und Anfeindungen mit antisemitischer Propaganda sind nur der Anfang. In ihrer großen Liebe Jónas findet sie in dieser Zeit eine Stütze.
Doch auch die Handlung um Sofie konnte mich überzeugen. Nur ihrer Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass Luises Schicksal aufgedeckt wird und die Familie ihr Handeln verstehen kann. Aber es ist nicht nur Luises Geschichte die fesselt, es ist auch die Geschichte einer großen Liebe und der Frage, was man alles aufzugeben bereit ist.
Während des Lesens habe ich zudem viel über Island, seine Geschichte, seine Menschen und Gebräuche kennengelernt. Dazu ist die Sprache der Autorin sehr bildhaft, man hat als Leser das Geschehen vor Augen und kann so wunderbar abtauchen. Aber nicht nur Sofie, Luise und Jónas überzeugen, auch die vielen Nebencharaktere tragen zum positiven Gesamteindruck bei, hier natürlich Björgvin an vorderster Stelle.
„Das Mädchen im Nordwind“ war mein erster Roman von Karin Baldvinsson, aber mit Sicherheit nicht mein Letzter.