stürmische Gefühle

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elohym78 Avatar

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An ihrem Lebensende blickt Luise zurück auf das was war und das, was hätte sein können. Ein Lebensbericht und eine Lebensbeichte; eine Geschichte über Liebe, Hass, Trauer und Vertrauen.
Heute findet die junge Tischlerin Sofie, Luises Aufzeichnungen in einem Haus, das sie im Rahmen ihres Travel & Work Aufenthaltes in Island renovieren soll. Sie benötigt die Auszeit, um zu sich selbst zu finden. Vielleicht auch mit Hilfe von Luise?

Ich liebe die Bücher von Karin Baldvissvon sehr! Sie ist eine Autorin, die in lebendigen Farben die Umgebung vor den Augen ihrer Leser entstehen lassen kann und gleichzeitig die Seele des wilden Islands eingefangen hat. Sehr gerne begebe ich mich immer wieder auf diese ungestüme und faszinierende Insel und erlebe mit Karin Baldvissvons Protagonisten ihr Leben. Island, rau und liebenswert, kalt und unnahbar, natürlich und erdverbunden ist immer wieder Mittelpunkt der Geschehnisse, die ich spannend, bewegend und einfach toll finde! Verträumte Küstenorte, windgezeichnete Landschaften und ein unzähmbares Meer; alle dies und noch viel mehr lässt Karin Baldvinsson vor meinen Augen entstehen, so dass Island wirklich zum Greifen nah scheint. Leider war ich noch nie dort und doch ist mir einiges dank ihrer Bücher, mittlerweile vertraut. Wenn es jemand schafft, dass ich ein Buch als heimatlich bezeichnen würde, dann Karin Baldvinsson.

Diese tiefe Liebe spricht allerdings auch aus ihren Protagonisten, die die Autorin stets authentisch und lebensnah schildert. Gleich zwei Erzählsträngen durfte ich folgen und ich kann beim besten Willen nicht sagen, welche ich besser oder intensiver fand. Quasi mit dem ersten Absatz habe ich sowohl die Tischlerin Sofie, als auch die junge Luise in mein Herz geschlossen.
Luise erlebt die Nazizeit wie einen bösen Alptraum, da sie zur gleichen Zeit die Liebe ihres Lebens, den Isländer Jónas kennenlernt. Trotz Wolke sieben des Verliebtseins, drängen die schwierigen Zeiten immer mehr in Luises Bewusstsein. Von nervig bis zu lebensbedrohlich, erlebte ich die volle Gefühlsbreite mit der jungen Frau. Stets im vollen Bewusstsein ob der Dinge, die kommen werden, wollte ich ihr stets zu rufen, dass sie endlich Deutschland verlassen soll. Doch zu gleich zeigte die Autorin sehr gefühlvoll und eindringlich, wie sehr Luise an ihrer Heimat hängt; wie tief verwurzelt sie ist und den absoluten Unglauben, dass es schlimm kommen kann. Luise und ihre wollen ihre Heimat nicht verlassen, die sie lieben, mit der sie sich verbunden fühlen. Während sie Hass ausgesetzt sind und den immer schlimmer werdenden Schikanen, glaubt die Familie fest daran, dass sich bald alles wieder beruhigt. Die Welt kann und darf nicht zu sehen, wie ein ganzes Volk in den Terror gestürzt und diffamiert wird.
Achtzig Jahre später entdeckt Sofie Luises Aufzeichnungen in einem alten Schreibtisch. Sofie kämpft zwar nicht um ihr Leben und auch kein Weltkrieg trübt ihre Zeit, trotzdem kämpft sie: Mit einer Fehlgeburt, einer betrogenen Liebe und sucht ihren Platz im Leben. Fast scheint es, dass Luises Aufzeichnungen einen Rettungsanker bilden. Dank Luises Lebensbericht fasst Sofie Mut, ihr Leben in die Hand zu nehmen und einen Neuanfang zu wagen.
Beides mutige und bodenständige Frauen, die Karin Baldvinsson in ihrem neuen Buch beschreibt. Gerade die permanenten Wechsel zwischen heute und damals, machen die Erzählung noch lebendiger, noch spannender. Mir war es kaum möglich, das Buch zur Seite zur legen, da ich sowohl Sofie in Island, als auch Luise in Deutschland stets folgen wollte.

Mein Fazit
Einfach großartig!