1955 - Urlaub am Gardasee und die erste Liebe!

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Der Roman, der mir bis dahin unbekannten Autorin Antonia Brauer, spielt zum größten Teil ab 1955 bis Mitte der 60er Jahre. Handlungsort ist München in den Kriegswirren als Rückblende und im Wirtschaftswunder, sowie im für viele Deutsche als Sehnsuchtsland geltende Italien, am Gardasee.

Ich mag auf mehreren Zeitebenen spielende Romane. Kann mich auch gut bei kapitelweisen Wechseln zurechtfinden. Im ersten Abschnitt hat mir gut gefallen, wie wir das Kind Vicki während des zweiten Weltkriegs erleben und abwechselnd von der nun jungen Frau, der Kunststudentin berichtet wurde. So bekamen wir Leser einen Eindruck von der Kindheit im Bombenhagel und nur mit der Mutter einquartiert bei Fremden, weil der Vater noch lange nicht wieder zur Familie zurückkehren darf. So ist man natürlich begeistert, wie strebsam und fleißig die Schülerin und spätere Studentin Vicki für ihre Wünsche und den Erfolg kämpft. Allerdings ist es der Autorin leider nicht gelungen, diese Rückblende in die 40er adäquat in die Handlung einzubinden oder auch nur darauf einzugehen.

In späteren Abschnitten wurde mein Lesefluss gebremst, die Lesefreude litt, denn die beiden zeitlichen Handlungen trennte gerade mal ein Jahr. Besonders als beide Erzählungen in Italien spielen, ist es etwas verwirrend. Sicher ist dies ein Versuch den Spannungsbogen hoch zu halten, er führte bei mir aber zu Unverständnis, denn sehr viel lieber habe ich den Roman gelesen, als kapitelfolgend die Geschichte, ohne Zeitsprünge, zuende erzählt wurde.

Das Lektorat hätte hier eingreifen müssen und wenn man schon nicht die Geschichte chronologisch erzählt, dann wäre eine optische Abgrenzung ratsam gewesen. Auch sind einige Rechtschreibfehler, vor allen im ersten Drittel, übersehen worden und es gibt im nicht wörtlichen Dialog, etwas seltsame Begriffe wie darob und nächstentags.

Das Cover ist hübsch, mir gefällt die Hochglanzveredelung der Zitronen und diese stehen auch vor jeder Kapitelüberschrift. Ja, die Kapitel sind nicht einfach durchnummeriert, sie haben eine Schlagwortüberschrift. Diese Extraarbeit erkenne ich an. Ebenso ist das Buch in mehrere Abschnitte unterteilt.

Die Geschichte hat mich zum Ende gut unterhalten und mir gefällt, dies erfährt man im Nachwort, sie beruht auf Erzählungen und Recherche. Das Grandhotel am Gardasee, für welches Vicky so unermüdlich und eifrig sich einsetzt, hat tatsächlich eine lange Geschichte und es existiert noch. Ein schöner Gedanke wäre, wenn der Buchtitel dort im Hotel auch tatsächlich den Gästen zum Lesen angeboten würde. Es ist doch ideal diese Urlaubslektüre auch dort, mit Blick auf den See und die schöne Landschaft, zu lesen.

Fazit: ich habe unvoreingenommen ein Buch einer mir bis dahin unbekannten Autorin gelesen. Die Story hat mir gefallen, die Sprache und der Ausdruck sind gut, die vielen kurzen Kapitel verleiten zum Weiterlesen. Doch leider gefiel mir nicht, als die Geschichte mit zu kurzem Zeitsprung im Buch abwechselnd kapitelweise angeordnet ist. Ich mache mir nun aber nicht die Mühe, das Buch chronologisch erneut zu lesen. Es ist ein Unterhaltungsschmöker, der einen sechzig Jahre zurück nach Italien befördert und das ist gelungen. Das Lesevergnügen wäre bei mir bestimmt höher gewesen, wenn man den Roman gefälliger erzählt hätte.