Komm ein bisschen mit nach Italien ...

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Komm ein bisschen mit nach Italien, komm ein bisschen mit ans blaue Meer…Nimmt man „Das Mädchen im Zitronenhain“ in die Hand, so ist es, als trällere Catarina Valente im Petticoat über den Sehnsuchtsort der Deutschen in den 1950er Jahren. Üppig: blau, gelb, grün, pink leuchtet uns das Cover entgegen. Säulenbauten und der Sehnsuchtsort schlechthin: der Gardasee eingerahmt in Zitronen, die auch noch jedes neue Kapitel zieren. Wüsste ich es nicht besser, so glaubte ich in einer der Zeichnungen von Vicky Neuhofer zu stehen. Der Kunststudentin Vicky, die mit viel Cleverness aber auch mit ebenso viel Witz die Dekoration des Bayrischen Hofes (und ihre eigene) zum Kostümball entworfen hat. Kann sie damit den Kostümwettbewerb und eine Reise gewinnen? „Das Mädchen im Zitronenhain“ hat noch einige Überraschungen im Köcher, so dass der Leser gespannt bleiben darf.
Mit der gleichen Leichtigkeit, mit der der Leser in das Lebensgefühl der 1950er Jahre eintaucht, schreibt Antonia Brauer diesen Roman. Die Wörter sprudeln ihr aus der Feder und der Leser riecht förmlich die Zitronen und das Blaue des Garda Sees. Gleichzeitig tauchen wir aber auch in die Kindheit von Vicky ein, in der Zerstörung und Hunger ihr Leben geprägt haben. Als besonderen Kniff spielt diese Geschichte nicht nur auf zwei Zeitebenen, sondern holt auch Ereignisse vor, die eigentlich erst später geschehen. Die Autorin wird sich etwas dabei gedacht haben, den Bogen so zu spannen.
In diesem Roman lernen wir die taffe Kunststudentin Vicky kennen, die jeden sofort um ihren kleinen Finger wickelt. Vicky ist clever, sympathisch und gibt es ein Problem, so weiß Vicky immer eine Lösung. Mit Vicky, die mir schnell zu einer lieben Freundin geworden ist, geht der Leser durch dick und dünn. Aber nicht nur Vicky ist mir zu einer Freundin geworden, auch die anderen Figuren wurden von Antonia Brauer wunderbar authentisch gezeichnet und haben mir mein Herz gestohlen. Traute, die immer ein wenig ängstlich hinter der taffen Vicky steht und dennoch, wenn es darauf an kommt wie ein Fels in der Brandung steht, ist die Art beste Freundin, die sich jeder gerne wünscht.
Die Geschichte um „Das Mädchen im Zitronenhain“ steckt von Anfang bis Ende voller unerwarteter Überraschungen, Entwicklungen und Emotionen, wie sie auch im wahren Leben geschehen können. Insbesondere die Beschreibung der Zeit während des 2. Weltkrieges macht den Unterschied deutlich, wie gut es uns in Deutschland – trotz vieler Schreckensmeldungen - doch heute geht. Das Ende ist absolut unerwartet und so hält dieser Roman auf jeder Seite einen eigenen Spannungsbogen bereit, der das Buch absolut lesenswert macht.
Fazit:
„Das Mädchen im Zitronenhain“ ist nicht nur ein echtes Herzensbuch, sondern auch spannend, gleichzeitig warmherzig und mit liebenswerten Charakteren ausgestattet. Antonia Brauer schreibt lebensnah bewegend, so dass sich der Leser mitten in der Geschichte fühlt. Für Freunde von romantischen Liebesromanen gebe ich eine klare Leseempfehlung.